
© Mike Wolff
Brandenburg: Nächster Halt: Rauchverbot
Mit Bußgeldern will die S-Bahn gegen Qualm am Bahnsteig vorgehen. Bei der BVG ist das längst Normalität
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Berlin - Wie eine Müllkippe mutet das Gleisbett an vielen S-Bahn-Stationen an, mit so vielen alten Zigarettenstummeln ist es übersät. Viele S-Bahn-Nutzer halten sich nicht an das seit Jahren bestehende Rauchverbot an den Bahnhöfen. Seit Montag nun sollen 20 Mitarbeiterteams der DB Sicherheit das Verbot durchsetzen. Wird fortan jemand beim Qualmen erwischt, sind 15 Euro Bußgeld fällig. „Wir hatten lange gehofft, dass es ohne Strafen geht“, sagt S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Die Sanktionen sind vor allem eine Reaktion auf die zunehmende Zahl von Kundenbeschwerden. Im vergangenen Jahr lagen diese im dreistelligen Bereich, so der Sprecher.
Auf den Berliner U-Bahnhöfen der BVG müssen – theoretisch – ertappte Raucher bereits seit 1973 die 15 Euro zahlen. Rund 2000 Sünder habe man im vergangenen Jahr zur Kasse gebeten, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Ein Jahr zuvor waren es 2500. Die Zahl geht seit Jahren zurück.
Sollte es bei der S-Bahn einen ähnlichen Trend geben, will der Berliner CDU-Abgeordnete Oliver Friederici einen erneuten Versuch starten, auch in Wartehallen für Busse und Straßenbahnen ein Rauchverbot durchzusetzen. Ein bereits 2014 von ihm gemachter Vorstoß ist bis heute erfolglos geblieben. „Er war beim Koalitionspartner SPD nicht durchzusetzen“, sagte Friederici am Montag. Er lasse hier nicht locker.
An den S-Bahn-Steigen soll eigens geschultes Personal der konzerneigenen DB Sicherheit die qualmenden Sünder zur Kasse bitten, ähnlich wie bei Schwarzfahrern. Insgesamt 20 Sicherheitsteams à zwei Mitarbeiter stehen dafür zur Verfügung. „Das ist aber keine Raucherpolizei“, sagt S-Bahn-Sprecher Priegnitz. Vielmehr handele es sich um normales Sicherheitspersonal, also Zweierteams, von denen je ein Mitarbeiter eine spezielle Schulung für die aktuelle Aufgabe gemacht hat, die nötig war, um die Strafe direkt verhängen zu können. Das heißt aber auch: Jenseits der eigens ausgebildeten Teams können die Mitarbeiter der DB Sicherheit den qualmenden Sünder nur freundlich auf das Verbot hinweisen.
Die BVG beschränkt sich an ihren Bushaltestellen bisher darauf, mit Plakaten an Raucher zu appellieren, aufs Anzünden der Zigarette zu verzichten. Für ein generelles Verbot gebe es derzeit keine Rechtsgrundlage, heißt es bei der BVG. Zudem sei eine Kontrolle kaum möglich. Da die Häuschen meist auf öffentlichem Straßenland stehen, wären die bezirklichen Ordnungsämter zuständig. Und deren Mitarbeiter sind bereits in der Regel mit vielfältigen Aufgaben überlastet. Rauchverbote im Nahverkehr gibt es schon seit Langem. Zunächst ohne Sanktionen. Die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe hatten ein Verbot bereits 1962 generell eingeführt. Die BVG im Westteil folgte erst später: Seit 1974 darf nicht mehr im Oberdeck der Doppeldecker gequalmt werden – was dazu geführt hatte, dass weniger Fahrgäste als zuvor die Treppe hochgestiegen waren. In der U-Bahn gilt das Rauchverbot seit 1978. Ursprünglich gab es für Raucher- und Nichtraucherwagen sogar unterschiedlich lackierte Wagen. Bei der S-Bahn im Westteil der Stadt schaffte erst die BVG mit der Übernahme des Betriebs 1984 die Raucherabteile ab. Auf den Bahnhöfen durfte aber weitergequalmt werden.
Viele Berliner Fahrgäste halten den Vorstoß der S-Bahn für längst überfällig. „Ich finde das in Ordnung“, sagt etwa Roswitha Lipfert, die am Montag mit der S-Bahn unterwegs ist. 15 Euro seien zwar eher wenig, aber für den Staat sei es allemal gut. Bis zum frühen Abend wurde in fünf Fällen eine Geldstrafe verhängt. „Wir werden uns das erst mal anschauen“, so Bahnsprecher Priegnitz, um dann gegebenenfalls die Mitarbeiterzahl aufzustocken.
Bei Potsdams Verkehrsbetrieb setzt man hingegen auf eine freiwillige Lösung – und hat auch keine andere Möglichkeit: Da die Haltestellen für Busse und Trams kein Privatgelände sind, kann das Rauchen nicht verboten werden. „Dafür fehlt die rechtliche Grundlage“, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) Ende vergangenen Jahres gesagt. Stattdessen hatte der Verkehrsbetrieb an 300 Haltestellen im vergangenen Jahr sogenannte Ground Poster anbringen lassen – also große Boden-Aufkleber, die die Wartenden dazu anhalten sollten, andere Fahrgäste nicht mit Zigarettenqualm zu belästigen.
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