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Brandenburg: Nachwuchs: In vier Jahren wird“s eng Laut LASA-Studie fehlt eine Berufsorientierung

Potsdam - Auf dem Papier von Karsten Schuldt laufen zwei Linien im spitzen Winkel aufeinander zu. Die eine beschreibt die Anzahl der Schulabgänger in den kommenden Jahren – die andere die zur Verfügung stehenden Lehrstellen.

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Potsdam - Auf dem Papier von Karsten Schuldt laufen zwei Linien im spitzen Winkel aufeinander zu. Die eine beschreibt die Anzahl der Schulabgänger in den kommenden Jahren – die andere die zur Verfügung stehenden Lehrstellen. Im Jahr 2011 treffen sie sich. Märkische Unternehmen hätten jetzt schon Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs zu finden. „Da wird“s richtig eng“, sagt Schuldt, Autor einer gestern vorgestellten Studie der LASA (Landesagentur für Struktur und Arbeit), die sich mit der Berufsorientierung an den Schulen befasst.

Schuld an der Misere seien nicht nur die schlechten Pisa-Ergebnisse oder die Tatsache, dass die besten in den Westen gehen. Zwischen Schulen und Betrieben, so die Studie, fehle es vielerorts in Brandenburg an ausreichend Kommunikation, um noch vor dem Beginn einer Lehre potentielle Auszubildende und die geeignete Firma zusammen zu bringen. 305 Einrichtungen, sprich sämtlichen Schulen der Sekundarstufe, haben Schuldt und seine Kollegen die Fragebögen gesendet. Die Hälfte habe geantwortet. Am Ende fanden die Wissenschaftler, „dass in Brandenburg alle möglichen Formen der Berufsorientierung an Schulen existieren“ – aber zu wenig genutzt werden, oder viele erst gar nicht wissen, was es alles gibt.

Zudem schwanke die Qualität der Berufsorientierung in den verschiedenen Schulen enorm, wie Schuldt bemängelt: Die nach Meinung des Wirtschaftsforschers vorbildlichen Schulen führen Kooperationsvereinbarungen mit Hochschulen, engagieren Schulsozialarbeiter oder organisieren Sprechstunden mit den Arbeitsagenturen. Die Teilnahme an Schülerfirmen, Ausbildungsmessen oder Lehrer, die sich verpflichtend in den Betrieben ihrer Region umschauen, nannte Schuldt als weitere positive Beispiele.

Auf der Schattenseite hingegen würden Bildungseinrichtungen stehen, die als Berufsorientierung lediglich das Pflichtprogramm absolvieren: Und das heißt zweiwöchiges Berufspraktikum und das Unterrichtsfach WAT (Wirtschaft-Arbeit-Technik).

Die Verfasser der Studie haben eine Reihe an Empfehlungen zusammengestellt – an Schulämter und das Bildungsministerium, an Schulen und Hochschulen und auch an die Wirtschaft. Zentrale Botschaft: Es fehlt an Verbindlichkeiten. Die Studie legt jeder Schule nahe einen Schulsozialarbeiter zur Berufsorientierung zu beschäftigen und das Praxisnahe Lernen zu verstärken. Einheitliche Qualitätsstandards seien notwendig, die regional angepasst sind. Wo keine Betriebe in der Nähe sind, gebe es Berufs orientierte Werkstätten. Jeder Schüler sollte zudem einen Berufswahlpass bekommen, in dem sämtliche Praktika eingetragen werden.

Rund 12 000 Jungen und Mädchen werden im Jahr 2012 von den Oberschulen und Gymnasien abgehen und rund 11 000 Lehrstellen gegenüberstehen, sagt Schuldt. Dennoch gibt es einen Nachwuchsmangel. Ein Viertel der Schulabgänger nämlich wird studieren gehen. Die großen Betriebe könnten dann noch mit guten Löhnen den Konkurrenzkampf um die Klugen Köpfe bestreiten, sagt Schuldt. Kleinunternehmer hingegen müssten ihr Personal ausdünnen oder werden eingehen. Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm

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