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HINTERGRUND: Nauen-Prozess: Angeklagter bedroht

Im Prozess um den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen (Havelland) hat ein Angeklagter seine Aussage revidiert und nun doch Mitangeklagte beschuldigt. Zudem wurden am Donnerstag vor dem Potsdamer Landgericht weitere Zeugen gehört, um das Geschehen und die Tatbeteiligung aufzuklären.

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Im Prozess um den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen (Havelland) hat ein Angeklagter seine Aussage revidiert und nun doch Mitangeklagte beschuldigt. Zudem wurden am Donnerstag vor dem Potsdamer Landgericht weitere Zeugen gehört, um das Geschehen und die Tatbeteiligung aufzuklären. Christian B. erläuterte in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung, warum er am vergangenen Verhandlungstag überraschend seine Aussagen zurückgezogen hatte. Danach konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob ein Angeklagter direkt beteiligt war. Nachdem er an seinem Fahrzeug den Zettel „Verräter“ entdeckte, habe er Angst gehabt, begründete er nun diese Angaben. „Ich habe mich entschlossen, es noch einmal richtigzustellen“, ließ er mitteilen. Der Mann schilderte Treffen, auf denen über einen möglichen Anschlag debattiert worden sei. Auch sei er von dem Rädelsführer, dem NPD-Politiker Maik Schneider, aufgefordert worden, an dem Tattag Spähfahrten zu übernehmen und die Augen in der Stadt offenzuhalten. Später seien Verhaltensregeln bei Befragungen durch die Polizei ausgegeben worden.

Einer der weiteren Angeklagten wies Vorwürfe zurück, er habe an dem Anschlag mitgewirkt. Er habe nicht gewusst, dass die Halle in Brand gesetzt werden sollte. Jedoch habe er geholfen, alte Reifen und Holzpaletten über den Zaun der Turnhalle zu heben, sagte er. Als er ein Auto hörte, sei er auf dem Fahrrad geflohen.

Als Zeuge äußerte sich ein 19-Jähriger, der sich selbst als rechts bezeichnete, aber sich von Straftaten distanzierte. Er habe vermutet, dass der Anschlag aus der rechten Szene Nauens verübt worden sei. Selbst habe er sich von der Gruppe gelöst, nachdem ein Farbbeutelanschlag auf ein Linke-Büro verübt worden sei.

Die Sporthalle, in die Flüchtlinge einziehen sollten, war im August 2015 komplett niedergebrannt. Angeklagt sind sechs Neonazis wegen eines Brandanschlags auf die geplante Notunterkunft für Flüchtlinge und wegen weiterer Straftaten. Der NPD-Politiker Schneider hatte zum Prozessauftakt den Brandanschlag eingeräumt, aber von einem „Unfall“ gesprochen. Befangenheitsanträge gegen einen Schöffen und die Kammer, die möglicherweise den Prozess zum Platzen hätten bringen können, waren diese Woche abgelehnt worden. dpa

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