zum Hauptinhalt

Brandenburg: Neuer Anlauf für Tramlinie über die Oder

Slubice und Frankfurt lassen Studie erstellen

Stand:

Frankfurt/Oder - Die Zeichen für den zweiten Versuch, eine Straßenbahnlinie von Frankfurt(Oder) über den Grenzfluss nach Slubice zu bauen, stehen viel günstiger als noch vor vier Jahren. Dieser Meinung ist Frankfurts Stadtsprecher Sven Henrik Häseker. Im Gegensatz zum Jahre 2005, als die Stadtverordnetenversammlung einen schon gefassten Beschluss wegen eines negativen Bürgerentscheids zurück genommen hatte, bestehe nun die Chance, das Projekt in Gänze finanziert zu bekommen. War es früher ein Viertel der Baukosten, die die Stadt hätte selbst übernehmen müssen, bestünden nun gute Aussichten, dass EU und Bund hundert Prozent bezahlen.

Die Stadt würde mit der neuen Verkehrsverbindung mehrerer Schnippchen gleichzeitig schlagen: Auf einen Schlag nämlich hätten die Verkehrsbetriebe knapp 20 000 neue Kunden. Slubice, so schwärmt Fred Bernau, leitender Mitarbeiter der Stadtverkehrsbetriebe, wäre wie ein neues Wohngebiet an das rund 60 000 Einwohner zählende Frankfurt auf dem Schienenweg angeschlossen. Rathaus und Handel versprechen sich eine Belebung der Innenstadt, polnische Studenten hätten es leichter, in die Europauniversität Viadrina zu kommen. Und zu guter Letzt spart sich Frankfurt die aufwendige Sanierung einer Wendeschleife, wie Häseker erklärt. Die Erneuerung der Gleise in die kaum frequentierte Lebuser Vorstadt hätte während der kommenden Jahre angestanden. So könne man sich den Weg sparen und die Gleise in Richtung Oder verlegen.

Auch die polnische Stadt würde profitieren. Durch eine Streckenführung an die entsprechenden Highlights in Slubice würde das dortige Stadion und die Golfanlage neue Kunden bekommen. Per Tram könnten die Einwohner der Stadt schneller den Hauptbahnhof in Frankfurt erreichen, mit dem es dann auf schnellstem Wege nach Berlin ginge.

Bis eine Tram über die Oderbrücke fährt, wird allerdings noch einiges Wasser unter ihr hindurch fließen. Frankfurts Bürgermeister Martin Patzelt (CDU) rechnet damit, dass frühestens in drei Jahren die Gleise liegen. Eine Arbeitsgemeinschaft mit Vertretern aus beiden Städten hat bereits eine Studie für die Strecke in Auftrag gegeben. Bis es soweit ist, soll nun nach dem Vorschlag von Bürgermeister Patzelt eine Buslinie eingerichtet werden, um „den Bedarf unter Beweis zu stellen“. Mehr als 4000 Fahrgäste in jede Richtung werden den Schätzungen der Verkehrsbetriebe täglich zusammen kommen. Doch auch die Busstrecke lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren, wie Fred Bernau von den Verkehrsbetrieben erläutert. Weil es sich um eine grenzübergreifenden Linie handelt, müssen das Landesamt für Verkehr in Hoppegarten, das Verkehrsministerium in Berlin, und die entsprechenden Behörden in Warschau und Slubice ihre Stellungnahmen abgeben. Mit einer erneuten Bürgerinitiative gegen die Tram, sagt Stadtsprecher Häseker, rechnet man im Rathaus nicht. Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })