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Der neue Bischof Markus Dröge erteilte am Samstag bei einem Festgottesdienst in der Marienkirche in Berlin, bei dem er zum Bischof geweiht wurde, den Schlusssegen.

© Andreas Schoelzel/dpa

Von Torsten Hilscher: Neuer Landesbischof ins Amt eingeführt

Markus Dröge will die Wurzeln des Einzelnen verstehen und jeden in seinem Werdegang ernst nehmen

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Berlin - Markus Dröge ist neuer Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Der 55-Jährige wurde am Samstag mit einem Festgottesdienst in der Berliner St. Marien-Kirche in das Amt eingeführt. Im Beisein kirchlicher Würdenträger und mehrerer Tausend Gläubiger wurde gleichzeitig Bischof Wolfgang Huber nach 15 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Eine Übertragung der Zeremonie war auch auf Leinwänden außerhalb der Marienkirche und im Berliner Dom zu sehen. Die Landeskirche hat 1,2 Millionen Mitglieder in Berlin, Brandenburg und Teilen Sachsens.

Zur Amtseinführung waren die Mitglieder des Gemeindekirchenrates sowie hohe kirchliche Würdenträger unter feierlichen Trompetenklängen in das Gotteshaus in Berlin-Mitte eingezogen. Die Grußworte sprachen Pröpstin Friederike Kirchbach und der Pfarrer der Marien-Kirche, Johannes Krug.

Dröge erinnerte in seiner ersten Predigt nach der Amtseinführung an die friedliche Revolution und den Mauerfall vor 20 Jahren. Menschen hätten sich in ihrem Herzen und Gewissen befreit gefühlt, das Seufzen ihres Herzens öffentlich zu machen. Kirchen wie der Brandenburger Dom, die Leipziger Nikolaikirche und die Ost-Berliner Kirchen Zion und Gethsemane hätten sich Freiheitswilligen geöffnet. „Friedenslieder wurden gesungen als trotzige Lobgesänge auf die Freiheit“, betonte Dröge.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp sagte der neue Bischof, für ihn sei es in der Kirche wie in einer Patchworkfamilie, in der Kinder und Erwachsene mit unterschiedlichen Lebensläufen zusammenkommen. Sie müssen das Zusammenleben noch üben, erfahren es aber als Bereicherung, dass man in einer Familie gemeinsam betet. Das sei auch seine Aufgabe in der Zukunft: die Wurzeln der Einzelnen zu verstehen und jeden in seinem Werdegang ernst zu nehmen, fügte Dröge hinzu.

Dröge sprach sich auch für ein Zusammenleben mit Muslimen in „Klarheit und guter Nachbarschaft“ aus. Dazu gehöre auch das gemeinsame Gespräch über religiöse Themen und Menschenrechte. Beispielsweise gehe es nicht, dass Muslime andere als Ungläubige bezeichneten. Gute Nachbarschaft könne nur gelebt werden, wenn der Nächste und sein Glaube ernst genommen würden, sagte Dröge. Umgekehrt bestehe die gute Nachbarschaft darin, dass man Interesse am anderen und seiner Art zu glauben zeige. „Es gibt Elemente unserer freiheitlichen Ordnung, die einen gesellschaftlichen Konsens darstellen, den wir auch nicht aufgeben“, betonte Dröge. Dazu zählten die Rolle der Frau und die Religionsfreiheit, „also die Freiheit des Einzelnen, sich eine Religion suchen zu können“. Zudem sei er der festen Überzeugung, dass beide Seiten auch über religiöse Themen ins Gespräch kommen müssten. „Ich nenne die Frage nach dem einen Gott. Es gibt meines Erachtens Vorurteile von einigen Muslimen gegenüber unserem Verständnis der Trinität, also der Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist“, sagte Dröge.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Margot Käßmann, dankte Huber, ihrem Vorgänger im EKD-Ratsvorsitz. „Er hat den Evangelischen im Land eine Stimme und ein Gesicht in der Öffentlichkeit gegeben“, sagte sie.

Der bisherige Koblenzer Superintendent Dröge hatte sich bei der Wahl auf der Synode im Mai gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Dröge, der seit 2004 Superintendent im Kirchenkreis Koblenz war, ist verheiratet und hat drei Kinder. Er wurde 1954 in der US-Hauptstadt Washington geboren, studierte evangelische Theologie in Bonn, München und Tübingen und promovierte in Heidelberg.

Torsten Hilscher

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