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Brandenburg: Noch viel Luft im Schloss

Sieger-Entwurf 55 Millionen Euro zu teuer. Aber es lässt sich sparen – mit etwas weniger Barock

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Berlin - Fast wirkt der Berliner Schloss-Entwurf so nüchtern wie der Palast der Republik: Eine recht glatte Fassade, an der Lustgartenseite nur zwei rekonstruierte Portale. So könnte es aussehen, wenn historische Fassadenelemente erst nach und nach montiert werden. Das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner hat dies in einer Simulation seines Wettbewerbsentwurfs dargestellt. Muss der preisgekrönte Architekt Franco Stella fürchten, dass sein Entwurf fürs Humboldt-Forum, der noch zu teuer ist, aus Kostengründen ein ähnlich karges Aussehen bekommt? Bund und Senat sind sicher: Das Schloss mit drei Barockfassaden und Kuppel wird kommen.

Wie dagegen beim Innenleben abgespeckt werden kann, wird nun geprüft. Denn der Kostenrahmen von 552 Millionen Euro ist nach dem vorliegenden Entwurf nicht zu halten, deshalb wird die „Rohfassung umgeformt“, wie Vera Moosmayer vom Bundesbauministerium sagt. „Mehr als 552 Millionen Euro werden wir nicht ausgeben.“ Die künftigen Nutzer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Landesbibliothek und die Humboldt-Universität, müssen nicht mit Einschränkungen rechnen, weil Stellas Entwurf  ohnehin Reserven enthält und 2000 Quadratmeter mehr Nutzfläche als die geforderten 40 000 Quadratmeter bietet. Während sich das Bauministerium über die Höhe der Kostenüberschreitung des Entwurfs nicht äußern wollte, sprach Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer der Fördervereins Berliner Schloss, von zehn Prozent, das wären mehr als 55 Millionen Euro.

Dies sei allerdings dem Preisgericht bei seiner Entscheidung bekannt gewesen, wie nahezu alle Entwürfe des Wettbewerbs zum Humboldt-Forum in der Praxis teurer ausfielen, sagte von Boddien. Die Vorprüfungskommission, in der auch Vertreter des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung saßen, habe seit Abgabe der Wettbewerbsarbeiten Ende September  alle Entwürfe und ihre voraussichtlichen Kosten geprüft. Pläne, die den Rahmen um 20 Prozent überschritten hätten, seien nicht weiter berücksichtigt worden, hieß es. Der Geschäftsführer des Fördervereins rechnete aus, dass sich allein durch den Verzicht auf historische Ornamente des westlichen „Eosander-Hofes“ (sie waren nicht Vorgabe des Wettbewerbs) rund 18 Millionen Euro sparen ließen. Stella wäre mit seinem Entwurf nie Wettbewerbssieger geworden, wenn er nicht von den Baufachleuten vorab eingehend geprüft worden wäre. Zwischen der Entwurfs- und Ausführungsplanung gebe es immer Unterschiede. Torsten Wöhlert, Sprecher der Senatskulturverwaltung, betonte, es sei vernünftig und normal, dass der Bund als Bauherr auf die Kosten achte. Die Jury habe sich eindeutig für Stellas Entwurf ausgesprochen, es gebe keinen Grund, sich um das Projekt zu sorgen.

Der stadtpolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Thomas Flierl, meinte, die Finanzkonstruktion sei von Anfang an wacklig gewesen. Er sei erstaunt, dass jetzt über genaue Baukosten diskutiert werde, ohne zuvor das Nutzungskonzept des Humboldt-Forums präzisiert zu haben. Auf die Kuppel könne verzichtet werden. C. v. L.

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