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Brandenburg: Nochmal Süßes von oben
60 Jahre nach Ende der Berlin-Blockade feierten Zehntausende mit Veteranen der Luftbrücke
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Berlin - Als kleiner Punkt über den Sendetürmen von Britz taucht er am Dienstag um 16.15 Uhr auf, wird über Neukölln und der Hasenheide immer größer, bis er über den Columbiadamm über das Flugfeld einfliegt und für zehntausende von Gästen des alten Flughafens Tempelhof als gut erkennbarer, silberner Rosinenbomber vorbeikurvt. Drei Runden ums Flugfeld folgen, an Fallschirmen werden Süßigkeiten abgeworfen, die aber zum großen Teil jenseits des Zauns landen, mit dem das Flugfeld abgesperrt ist. Nach zehn Minuten fliegt das Symbol der Luftbrücke Richtung Schönefeld davon, ein letzter Abschied von Tempelhof.
Bis zum Nachmittag sind 60 000 Besucher gekommen, um das Ende der Blockade vor 60 Jahren zu feiern. Der Flug des Rosinenbombers mit dem Luftbrückenpiloten Gail Halvorsen an Bord gilt als Höhepunkt. Viele sind nur für ihn gekommen, Joachim und Marie Golde zum Beispiel, die beide die Luftbrücke erlebt haben. Als das Flugzeug kommt, macht sich Rührung breit, es wird geklatscht. Manche stört aber, dass während des großen Augenblicks Schüler auf einer Bühne zu lautem Hip Hop und orientalischer Musik tanzen, die Rhythmen klingen übers Feld und übertönen fast das Fluggeräusch des Rosinenbombers. Nicht nur viele Kinder, die sich auf die Süßigkeiten von oben gefreut haben, sind enttäuscht. Die Goldes erinnern sich, dass sie damals auch die Luftbrückenflugzeuge gesehen und sich geärgert haben, dass für sie nichts Süßes vom Himmel fiel.
Für die Feier zum Ende der Blockade hatten sich die Besucher – bis zum Abend wurden über 100 000 erwartet – anstellen müssen, vorübergehend mussten die Eingänge gar gesperrt werden, der Andrang war zu groß. Viele Ältere sind dabei, die sich an die Blockade erinnern, frühere Ost-Berliner berichten erstaunten früheren West-Berliner, auch sie hätten als Kinder vereinzelt von amerikanischen Proviantlieferungen was abbekommen. Der auf dem Vorfeld ausgestellte Rosinenbomber wird liebevoll berührt, auch die ausgestellten Personen-, Last- und Lieferwagen sind eine Attraktion.
Überall wird Ausschau nach Luftbrückenveteranen gehalten, die sich unter das Volk gemischt haben. Sie berichten gern über ihre Zeit als Flieger oder Bodenpersonal, viele sind seit vielen Jahren mit Berlin verbunden, leben sogar hier. Eine Frau ist aus England gekommen, um vor dem Luftbrückendenkmal ihres Vaters zu gedenken. Sein Name steht unter den Opfern der Luftbrücke.
Es ist auch das Wiedersehen mit dem Flughafen Tempelhof, das viele begeistert. Seit seiner Schließung vor einem halben Jahr hat er sich dem Bewusstsein der Stadt entzogen, für einen Tag ist er voller Menschen. Die Führungen durchs Haus sind gefragt, die Bustouren übers Flugfeldgelände – durch den Zaun hindurch – sind so begehrt, dass die Leute dafür fast eine Stunde anstehen. Die wenigsten schimpfen. Statt fünf hätten mindestens doppelt so viele Busse eingesetzt werden können. Aber für ein Wiedersehen mit Tempelhof, sagen die meisten, hat sich das Warten gelohnt.
Christian van Lessen
Christian van Lessen
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