Brandenburg: „Not my cup of tea“
London hat nur mäßiges Interesse an Brandenburg
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London - Zumindest dort, wo die „Langen Kerls“ aus Potsdam in den Tagen um den 3. Oktober in London paradierten, war den Brandenburgern das Interesse der Briten sicher. Ob vor dem Buckingham Palace oder auf dem Borough Market – das historische preußische Königsregiment zog die Aufmerksamkeit auf sich. Vor dem „Travel Bookshop“ in Notting Hill ließ sich gar der Oscar-Preisträger Ben Kingsley mit den „Langen Kerls“ ablichten und kam damit zumindest mit einem Teil des traditionsbewussten Brandenburg in Berührung. Ansonsten war das Interesse an den Brandenburgern eher mäßig in London.
Auf Einladung der deutschen Botschaft wollte sich das Bundesland zum deutschen Nationalfeiertag aber auch zukunftsorientiert präsentieren und gewährte Einblicke, etwa in seine Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft, Kultur und Wissenschaft. Insgesamt fiel das Land mit seinen 15 so genannten „Tea Parties – Brandenburg meets Britain“ in der Millionenmetropole nicht groß auf. Das Motto „Just my cup of tea“ – so viel wie „Das trifft meinen Geschmack“ (allerdings kann das Gegenstück „Not my cup of tea“ auch „Das ist nicht meine Angelegenheit“ oder „Das interessiert mich nicht“ bedeuten) – dürften nur wenige Londoner in Zukunft mit Brandenburg in Verbindung bringen.
Auf geringen Zuspruch bei den Einheimischen stießen beispielsweise die Veranstaltungen zur Vogelbeobachtung sowie zu Schlössern und Gärten in Brandenburg und Großbritannien. Der Hauptgeschäftsführer der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft, Kilian Kindelberger, bedauerte das nur mäßige Interesse der Londoner an der Tee-Party zum Integrationsproblem. Aus der deutschen Botschaft kam schon zur Halbzeit der viertägigen Brandenburg-Tage Kritik an unzureichender Werbung durch die Brandenburger. So sei es unterblieben, im bekannten Londoner Stadtmagazin „Time Out“ eine Anzeige zu schalten.
Ansturm gab es dagegen auf das Live-Konzert des Deutschen Filmorchesters Babelsberg zum Stummfilm „Metropolis“ in der Barbican Hall. Mit 1500 Gästen war die Aufführung am Montagabend restlos ausverkauft. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte bilanzierend, es sei von Vornherein klar gewesen sei, dass sich Brandenburg in der „internationalsten Stadt der Welt“ werde bescheiden müssen. „Wir haben gute und nicht so gute Veranstaltungen erlebt“, sagte der Regierungschef am Dienstag in der britischen Metropole. Zum Ausklang der Brandenburger Präsentation wollte Platzeck am Abend des Tages der Deutschen Einheit gemeinsam mit der Botschaft einen Empfang für Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur beider Länder geben. Die deutsche Botschaft lädt jedes Jahr ein anderes Bundesland dazu ein, sich den Londonern vorzustellen. 2005 war Sachsen zu Gast.
Die Potsdamer Staatskanzlei hatte für die Landesschau nach Angaben des Europabeauftragten Gerd Harms knapp unter 100 000 Euro aufgebracht. Hinzu seien Mittel einzelner Ministerien und von Sponsoren gekommen. Die gesamten Kosten konnte Harms nicht beziffern.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass für Produkte aus Brandenburg, die auf dem Borough Market und dem deutschen Lebensmittelgeschäft in London, dem „German Deli“, angeboten wurden, Verträge abgeschlossen würden. „German Deli“-Mitbesitzer Klaus Kuhnke rechnet jedenfalls mit einer „stärkeren Nachfrage“ nach Brandenburger Produkten.G. Brüggemann
G. Brüggemann
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