Brandenburg: Nur noch halbvoll
Der November war laut Meteorologen der trockenste seit mehr als 100 Jahren. An Brandenburgs Flüssen ist der Wassermangel bereits deutlich zu sehen.
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Berlin/Potsdam - Der diesjährige November in Berlin und Brandenburg ist der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren in der Region gewesen. An den Pegelständen vieler Flüsse sind die fehlenden Niederschläge bereits deutlich sichtbar. Der Rekord, der trockenste Monat aller Zeiten zu werden, wurde aber mit 0,4 Liter pro Quadratmeter dennoch knapp verpasst, wie Meteorologe Dennis Brüning vom privaten Wetterdienst MeteoGroup Deutschland am Freitag sagte. Im Oktober 1908 fiel in der Region mit 0,3 Litern pro Quadratmetern noch weniger Niederschlag als in diesem November.
Wegen der wochenlangen Trockenheit führen fast alle Flüsse in Brandenburg nur etwa halb so viel Wasser wie sonst in dieser Jahreszeit. „Das betrifft bis auf die Havel vor allem die Elbe, Oder, Dahme, Schwarze Elster und den Oberlauf der Spree bis zur Talsperre Spremberg“, sagte der Präsident des Landesumweltamtes (LUA), Matthias Freude, gestern. „Derzeit häufen sich die Klimaextreme. Der November war in Brandenburg wie in ganz Deutschland der trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 130 Jahren.“ Im Schnitt fiel nur ein Liter Regen pro Quadratmeter, sonst sind es 66 Liter. Anfang Dezember hat es im Land erstmals seit Wochen wieder geregnet.
„Im Sommer würde jeder diese Trockenheit als katastrophale Dürre bezeichnen, doch jetzt fallen die ausbleibenden Niederschläge kaum auf“, sagte Freude. „Das liegt daran, dass die Vegetationszeit nun vorbei ist und Agrarkulturen vom fehlenden Regen wenig betroffen sind.“ Allerdings könnten Pflanzen auch im Winter vertrocknen, fügte der LUA-Präsident hinzu. „Der jetzt gefallene Regen hat allerdings wohl ausgereicht, so dass keine bleibenden Schäden zu erwarten sind“, meinte Freude. Außerdem habe Brandenburg seit vergangenem Jahr ein Extrem mit sechs Hochwässern erlebt, so viel wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. „Als Folge liegen die Grundwasserstände in den Flussniederungen, zum Beispiel im Oderbruch, noch immer im Schnitt 10 bis 40 Zentimeter höher als im langjährigen Mittel“, berichtete Freude. Die Grundwasserstände unter den Hochflächen lägen dagegen immer noch deutlich unter den Mittelwerten. „Dort konnten auch die extremen Niederschläge seit 2009 - bei denen in wenigen Stunden oder Tagen ein Mehrfaches der üblichen Niederschläge eines Monats niederging - das große Wasserdefizit der vergangenen 30 Jahre nicht ausgleichen.“
Als einziger Fluss führe die Havel im Oberlauf jetzt das Doppelte der für den Spätherbst normalen Wassermenge. Im Unterlauf bei Rathenow seien es immer noch 80 Prozent. Als Grund nannte Freude erneut ein Extrem: „Im Juli fiel im Quellgebiet der Havel in Mecklenburg und Nordbrandenburg innerhalb weniger Tage fünfmal mehr Regen als üblich.“ Seitdem drückten die im Grundwasser gespeicherten Wassermassen in die Havel zurück. dapd/dpa/mat
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