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Brandenburg: Nur Schönheit zählt

Oranienburg hat dank der Landesgartenschau seine Infrastruktur saniert. Nun zählt vor allem Ästhetik

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Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) stützt sich auf das Sims seines Bürofensters und zeigt auf zwei der letzten unbebauten Filetgrundstücke der Stadt. Noch parken auf dem einen Areal direkt vor dem alten Oranierschloss Autos, auf dem anderen knattern bereits Baumaschinen. „Dort bauen wir die Stadtbibliothek und die neue Touristeninformation. Daneben will ein niederländischer Investor ein Kaufhaus errichten“, berichtet der Rathauschef. Die Ästhetik hat für Laesicke bei der Stadtentwicklung Priorität. Oranienburg putzt sich heraus für potenzielle Zuzügler. „Wir stehen im Wettbewerb mit allen anderen Städten rund um Berlin und wir wollen besser sein.“

Während die Bertelsmann-Stiftung für Oranienburg bis 2030 einen Bevölkerungszuwachs von derzeit knapp 42 000 Einwohner auf rund 44 000 Einwohner voraussagt, geht das Land nach einem leichten zwischenzeitlichen Anstieg von einem Rückgang um 2,7 Prozent gegenüber 2010 auf unter 41 000 Einwohner aus. Laesicke orientiert sich lieber nach oben: „Wir setzen auf junge Familien und die Bertelsmann-Kurve“, sagt der Rathauschef selbstbewusst. Zumindest die Entwicklung der vergangenen Jahre gibt ihm recht: Noch Mitte der 90er Jahre zählte Oranienburg rund 29 000 Einwohner. Schlagzeilen machte die etwas blasse und verbaute Oberhavel-Kreisstadt damals lediglich, wenn es um das Konzentrationslager Sachsenhausen ging, oder wieder einmal die Innenstadt wegen einer Bombenentschärfung gesperrt werden musste. Doch „das Aschenputtel hinter der Berliner Mauer“, wie Laesicke seine Stadt gerne bezeichnet, hat sich gemausert. In der zentralen Einkaufsmeile, der Bernauer Straße, gibt es keinen Leerstand, das Umfeld des alten Schlosses an der Havel, auch Sitz der Stadtverwaltung, ist dank der Investitionen in Vorbereitung auf die Landesgartenschau 2009 komplett neu gestaltet.Die Pläne dafür hatte Laesicke bereits in der Schublade. Geschätzte Kosten: rund 30 Millionen Euro. „Ohne die Laga hätten wir für die Maßnahmen mindestens zehn Jahre gebraucht, wenn nicht wesentlich länger“, räumt der Rathauschef ein. Insgesamt flossen seit 1991 knapp 30 Millionen Euro an Fördermitteln in die Stadt.

Bis auf ein paar kosmetische Maßnahmen ist Oranienburg nach Meinung Laesickes heute dafür quasi bezugsbereit. Gerade erst wurde für 14 Millionen Euro eine neue Grundschule gebaut, auch Kita-Plätze gebe es genug. „Wer einen sucht, findet auch einen“, so der Rathauschef. Das Gleiche gelte für Wohnraum.

Bis zum Jahr 2000 hatte Oranienburg vor allem vom Zuzug aus Berlin profitiert. Die Anbindung ist gut, mit der S1 ist man in 45 Minuten in der Friedrichstraße, mit der Regionalbahn in 22 Minuten am Hauptbahnhof. Fast vor der Haustür führt der Berliner Ring vorbei. Mittlerweile aber sei der Zuzug auf ein knappes Prozent pro Jahr geschrumpft, so Laesicke. Heute sorgt der offenbar besonders ausgeprägte Familiensinn der Neu-Oranienburger für eine steigende Einwohnerzahl. Ein bisschen vorsichtig ist Laesicke trotzdem: „Möglicherweise müssen wir irgendwann auch darüber nachdenken, ob man die ein oder andere Kita oder Schule wieder umnutzen muss, vielleicht als Seniorenheim.“ mat

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