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Brandenburg: Obdachlosen aus Langeweile angezündet Sieben Flüchtlinge nach Feuerattacke vor Gericht

Berlin - Einer der jungen Männer wischt sich die Augen, als die Anklage verlesen wird. Rotfleckig leuchtet das Gesicht des 21-Jährigen für diesen Moment.

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Berlin - Einer der jungen Männer wischt sich die Augen, als die Anklage verlesen wird. Rotfleckig leuchtet das Gesicht des 21-Jährigen für diesen Moment. Nour N. gilt als Hauptangeklagter in dem Fall, der ganz Deutschland entsetzte. Er und fünf der sieben Mitangeklagten sollen versucht haben, einen schlafenden Obdachlosen anzuzünden. Von einem versuchten Mord geht die Staatsanwaltschaft aus.

Der Medienandrang ist groß, als am Dienstag der Prozess vor einer Jugendstrafkammer beginnt. Nour N., Mohammad M., Khaled A., Syman S., Mohamad Al-J. und Bashar K. sitzen hinter Panzerglas, als Kameras auf sie gerichtet sind. Ernst und angespannt wirken die 16 bis 21-jährigen Angeklagten. Sie waren zwischen 2014 und 2016 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen – sechs geboren in Syrien, einer in Libyen, fünf als „allein reisende Minderjährige“.

Alle Angeklagten waren in der Nacht zum ersten Weihnachtstag auf dem U-Bahnhof Schönleinstraße. Das ist unbestritten. Mehrere Videokameras sorgten für den klaren Beweis. Doch es sind tonlose Aufnahmen. Hatte die Gruppe tatsächlich spontan beschlossen, den auf einer Bank schlafenden Mann durch Flammen anzugreifen?

Es war laut Ermittlungen Nour N., der gegen 02.02 Uhr ein Feuerzeug nahm. Er habe erst ein Stück Papier angezündet und unmittelbar neben den Kopf des Schlafenden gelegt hatte, dann ein Taschentuch. Flammen drohten auf B. überzugreifen. Die jungen Männer aber hätten sich Kapuzen übergezogen und seien in die nächste Bahn gesprungen – lautstark, feixend, amüsiert. Nur durch das beherzte Eingreifen von Fahrgästen einer einfahrenden U-Bahn wurde Schlimmeres verhindert.

Was könnte die Männer getrieben haben? Der Staatsanwalt sagt am Rande: „In der Heiligen Nacht waren kaum Geschäfte und Restaurants geöffnet. Ich nehme an, dass sie sich gelangweilt haben und auf dumme Gedanken gekommen sind.“ Was mit dem arglosen Mann geschieht, hätten sie dem Zufall überlassen. Am Freitag wollen sich die Angeklagten vor Gericht äußern. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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