Brandenburg: Obdachloser zerstückelt
Germanistikstudent wegen Mordes angeklagt
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Berlin - Selbst hartgesottene Berliner Ermittler konnten ihre Erschütterung nicht verbergen. Der zerschmetterte Kopf des toten Obdachlosen vom Bahnhof Zoo war auf einem Bahngelände verbuddelt, Arme und Beine lagen zerstückelt im Gefrierschrank. Knapp fünf Monate nach der grausigen Entdeckung hat die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt einen 28-jährigen Germanistikstudenten wegen Mordes angeklagt. Er soll seit längerem geplant haben, einen Obdachlosen zu töten und die Leiche „verschwinden zu lassen“, sagte der Sprecher der Anklagebehörde, Martin Steltner, am Montag. „Er plante den perfekten Mord.“ Gezielt soll der bereits wegen räuberischer Erpressung verurteilte Student Ende August 2009 an dem Bahnhof einen Alkoholkranken kennengelernt und dann an einem frühen Morgen in seine Wohnung im Stadtteil Schöneberg mitgenommen haben. Das arglose Opfer lag auf einer Schlafcouch, als sein „Bekannter“ mit einer Axt zuschlug.
Mehrere Schläge zertrümmerten den Schädel – doch der Täter wollte offenbar ganz sicher gehen. Er soll dem Sterbenden auch mehrmals ein Messer in die Brust gerammt haben.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der mutmaßliche Mörder die Leiche verstümmelte, damit sie nicht so ohne weiteres identifiziert werden kann. Doch da die Fingerabdrücke des Opfers bei der Polizei gespeichert waren, bekam der unbekannte Tote schließlich einen Namen.
Es war ein 42 Jahre alter Mann aus dem Land Brandenburg. Auch Überwachungskameras vom Bahnhof Zoo waren ausgewertet worden. Die Aufklärungsquote bei Mord ist in Berlin sehr hoch. 2008 lag sie bei rund 95 Prozent. Von 44 Fällen waren nur zwei nicht aufgeklärt worden.
Der Germanistikstudent saß wegen Erpressung schon einmal im Gefängnis. Doch eine Reststrafe war zur Bewährung ausgesetzt worden, er kam auf freien Fuß. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. Wenige Tage nach der grausamen Tat habe er einer Freundin davon erzählt, so die Ermittler. Die alarmierte Polizei nahm den Mann fest. Er soll die Ermittler dann zu den in Tüten verpackten Leichenteilen auf dem stillgelegten Bahnhofsgelände am Innsbrucker Platz geführt haben.
Immer wieder wird die Polizei in der Hauptstadt zu besonders grausigen Tatorten gerufen. Die verkohlte Leiche der Gymnasiastin Kristina war im April 2007 in einem Koffer in einem Park entdeckt worden. Das Mädchen soll an einer Überdosis Heroin gestorben sein.
Ein Tatverdächtiger wurde freigesprochen. Erst vor wenigen Tagen wurde ein 31-Jähriger aus dem Strichermilieu angeklagt, der einen 62- Jährigen erwürgt und in einem Schrank versteckt haben soll. Nachbarn hatten sich über Gestank aus der Wohnung beschwert. Als die Polizei die Wohnung aufbrach, wurde die Leiche entdeckt.
Der mutmaßliche Mörder des Trinkers ohne Zuhause berief sich bei den Verhören auf „alkoholbedingte Erinnerungslücken“. Doch das nahm ihm niemand ab. „Dies ist mit den Ermittlungsergebnissen nicht in Einklang zu bringen“, hatte Staatsanwalts-Sprecher Steltner schon Anfang September gesagt. Trotz der perversen Tat – der 28-Jährige gilt als voll schuldfähig. Wann der Mordprozess beginnt, stand noch nicht fest.
Jutta Schütz
Jutta Schütz
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