Brandenburg: Panik in der U-Bahn
Eigentlich lässt die BVG im Zug niemanden spielen: Udo Lindenberg schon – der wollte nach Pankow
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Berlin - Da ertönt Musik in der U-Bahn – und ausnahmsweise guckt mal niemand genervt zu Boden. Aber logisch, hier hatte sich ja kein Hobbymusiker in der U-Bahn angekündigt, sondern Udo Lindenberg. Der wollte am frühen Mittwochabend – nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – ein Sonderkonzert auf der Schiene geben und sein seit mehr als 30 Jahren besungenes Lied „Sonderzug nach Pankow“ in der U2 singen. Gemeinsam mit Musikern aus seinem Panikorchester wollte der Musiker fünf bis sechs Lieder spielen und mit Fahrgästen reden.
So unterhaltsam das Konzert im Schacht auch sein sollte, so trist ist bisweilen das Leben von echten U-Bahn-Musikern in der Stadt. Vom Publikum ignoriert und in den Zügen von der BVG unerwünscht, fristen sie ein hartes Dasein. BVG-Sprecherin Petra Reetz erklärt, dass es in allen Zügen der BVG ein striktes Musizierverbot gebe. „Wir müssen als Unternehmen die Sicherheit der Fahrgäste gewährleisten“, sagte Reetz. „Dazu gehört auch, dass die Ansagen der Stationen gut hörbar sind – denken Sie nur mal an blinde Fahrgäste.“ In den Zügen gilt das Hausrecht der BVG. Wer hier unerlaubt musiziert, wird des Platzes verweisen. Bei wiederholten Verstößen werden die unbelehrbaren Musikanten angezeigt.
Auch das unfreiwillige Publikum – ein Entkommen gibt es ja nicht – freut sich nicht immer über die Gratiskonzerte. Natürlich werden gute Leistungen honoriert, Perlen gibt es auch unter den illegalen U-Bahn-Musikern, echte Könner verlassen am Ende des Tages die Waggons mit vollen, verheißungsvoll klimpernden Pappbechern. Das weiß auch die Sprecherin Reetz – das Spielverbot gilt trotzdem für alle. Anders ist das in den Bahnhöfen. Für diese erteilt die BVG Musikgenehmigungen, im Schnitt rund 60 pro Woche. Immer mittwochs können sich die Straßenmusiker eine Musiziererlaubnis für die kommende Woche holen. Die Kosten sind mit 7,20 Euro pro Tag genauso hoch wie ein Tagesticket, auch die An- und Abfahrt zum gewählten Auftrittsort ist von dem Ticket abgedeckt. Insgesamt gibt es 54 ausgewiesene Stellen, an denen die Musiker spielen dürfen. Auch hier ist alles strikt reglementiert, einige Instrumente sind erlaubt, andere nicht – Akustikgitarren sind lieber gesehen als kreischende Verstärker, Fluchtwege müssen freigehalten werden. Zugewiesen bekommen die Musiker die Plätze allerdings nicht, da gebe es einen selbstregulierenden Mechanismus unter den Straßenmusikern, sagt Reetz.
Mit solchen Problemen wird sich Udo Lindenberg nicht herumschlagen müssen. Sein Sonderzug sollte mit einer Sondergenehmigung fahren, lautstarkes Musizieren war erwünscht. Tickets für das Konzert auf der Schiene gab es übrigens nicht am Fahrkartenautomaten, sondern nur bei einem Gewinnspiel. Gemeinsam mit der BVG verloste der Radiosender in einem Quiz 70 Freifahrtscheine für das Konzert auf Rädern.
Der U-Bahn-Auftritt markiert den Höhepunkt der gemeinsamen Aktion „Mach mal ’ne Ansage“ von BVG und RadioBerlin 88,8, in deren Rahmen auch die Promi- und Normalo-Ansagen der Linie U2 realisiert wurden. Die Aktion läuft noch bis zum 31. März. Unter anderem wird bis dahin auch Lindenberg noch durch die Zug- und Bahnhofslautsprecher zu hören sein – vorausgesetzt, die legalen und illegalen U-Bahn-Musiker halten sich auch an die Lautstärkevorgaben.Lea Albring
Am Samstag strahlt das RBB-Fernsehen um 18.32 Uhr im Rahmen der Reihe „Die RBB-Reporter“ einen zusammenfassenden Bericht mit Bildern aus dem Sonderzug aus
Lea Albring
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