Brandenburg: Parkeisenbahn: Urteil wegen Missbrauchs
Letzter Prozess endet mit Bewährungsstrafen
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Berlin - „Den Angeklagten ist es bei der Parkeisenbahn sehr leicht gemacht worden“, stand für die Richter fest. „Es wurde ignoriert, weggeschaut, mitgemacht.“ Die Täter hätten nicht mit Entdeckung gerechnet. Im letzten Strafprozess um den Missbrauchsskandal bei der Freizeitbahn in der Berliner Wuhlheide wurden Gregor A. und Gregor E. verurteilt. Es ergingen 12 und 15 Monate Haft auf Bewährung. Zudem müssen sie je 2500 Euro an einen inzwischen 19-Jährigen zahlen. Die Männer sollen den Jugendlichen drei- beziehungsweise viermal bei Ausflügen und in Wohnungen missbraucht haben.
Die kleine Eisenbahn galt als ein Idyll für junge Hobbybahner: Kinder und Jugendliche können dort Fahrkarten verkaufen, Signale stellen oder Gleise kontrollieren. Ein Aufstieg bis zum Lokführer ist möglich. Erwachsene Ehrenamtliche leiten die Kinder an. Jahrelang aber wurden Hinweise nicht ernst genommen. Als der Skandal im September 2010 nach der Anzeige der Schwester eines Opfers bekannt wurde, ermittelte die Polizei sieben Verdächtige. „Es gab ein Missbrauchssystem bei der Parkeisenbahn“, sagte am Donnerstag der Ankläger.
Alle Beschuldigten sind nun bestraft. Ein Ex-Werkstattleiter wurde im März wegen Missbrauchs eines 15-Jährigen mit anderthalb Jahren auf Bewährung bestraft. Der Junge wurde auch von einem Mann missbraucht, gegen den im Oktober 2011 zwei Jahre Haft auf Bewährung ergingen. Das härteste Urteil fiel im Juni. Ein Ex-Bahnhofsleiter muss für drei Jahre und neun Monate in Haft. Gefängnis hatte der Staatsanwalt jetzt auch gegen Gregor E. beantragt. Für 20 Monate sollte er nach dem Willen der Anklage hinter Gitter. Die Verteidigung hatte Freispruch verlangt. A. und E. seien keine Ausbilder für den damals 15-Jährigen gewesen, es habe „keine Obhutsbeziehung“ bestanden, er sei zudem freiwillig gekommen.
„Sie haben ihre Positionen bei der Parkeisenbahn ausgenutzt“, hielt jedoch die Richterin entgegen. Die Täter konnten sich auf hierarchische Strukturen und Abhängigkeiten verlassen. Prüfungen sind für den Aufstieg erforderlich. Täter signalisierten Hilfe. 28 Opfer, so wurde ermittelt, schwiegen lange. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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