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Brandenburg: Philharmoniker spielen in der Waldbühne

Das Dach ist durch das Feuer zu einem Viertel beschädigt. Experten befürchten Millionenschaden

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Berlin - Am Sonnabend wird die Philharmonie in die Berliner Waldbühne ausweichen. Wo nach dem Großbrand vom Dienstag die Konzerte der kommenden Woche stattfinden werden, ist dagegen noch ungeklärt. Frühestens am 2. Juni kann der Große Saal wieder bespielt werden, sagte Philharmonie-Intendantin Pamela Rosenberg gestern. Sie dankte Innensenator Ehrhart Körting und dem Konzertveranstalter Peter Schwenkow, die nach dem Brand am Dienstag so kurzfristig die Waldbühne zur Verfügung gestellt haben. In den kommenden Tagen muss der Brandschutt beseitigt und ein stabiles Notdach für die Philharmonie konstruiert werden.

Nach Angaben der Kriminalpolizei ist das Großfeuer durch die Dachdeckerfirma verursacht worden, die auf dem Dach arbeitete. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Brandstiftung. Als nächstes sollen die Arbeiter befragt werden. Zur Schadenshöhe gab es gestern keine Angaben, Experten gehen von einer Millionensumme aus. Etwa ein Viertel des Blechdaches des denkmalgeschützen Baus war von der Feuerwehr aufgeschnitten worden, um die Flammen darunter zu löschen. 170 Feuerwehrleute hatten den Brand erst nach fünf Stunden unter Kontrolle, auch in der Nacht mussten noch einzelne Glutnester gelöscht werden.

Aus Dankbarkeit für den „umsichtigen und professionellen Einsatz“ will die Philharmonie 500 Feuerwehrleute am Sonnabend in das Ersatzkonzert in die Waldbühne einladen. Die Feuerwehr sprach von einer „netten Geste“ und freute sich über das Lob an ihrer Arbeit.

Laut Philharmonie haben Statiker bestätigt, dass es keine Einsturzgefahr gebe, die Betondecke unterhalb der Dämmung und des äußeren Blechdachs nicht beschädigt wurde. Durch die Hitze sei an dieser Betondecke an einigen Stellen lediglich die Abdichtung gegen Wasser beschädigt worden, deshalb sei etwas Löschwasser in das Gebäude gelaufen.

Zwei Faktoren haben verhindert, dass Löschwasser größeren Schaden anrichten konnte: Zum einen die „kluge Konstruktion“ des Architekten Scharoun: Das Wasser floss überwiegend in die Dachentwässerung. Zum anderen wurde nur wenig Wasser eingesetzt, Feuerwehrchef Wilfried Gräfling sprach von einem „sehr dosierten“ Einsatz.

Erleichtert zeigte sich Intendantin Rosenberg darüber, dass auch über Nacht kaum Feuchtigkeit ins Innere drang. Nur im Block C gebe es etwas Feuchtigkeit, die an der Wand in den Teppich gelaufen sei. Zum Glück sei für die kommenden Tage kein Regen in Sicht. Sie hoffe, dass es bis zum Winter gelingen werde, ein neues Dach für die Philharmonie zu bauen – unter Mitwirkung des Denkmalschutzes. Über Kosten und Zeitplan wollte sie keine Angaben machen: „Erst einmal muss das Notdach fertig sein.“ Die Philharmonie wurde von Hans Scharoun erbaut und 1963 von Herbert von Karajan eröffnet.

Einen Tag nach dem Brand trafen sich gestern die Verantwortlichen der Philharmonie, der Kripo, des Senats und anderer Behörden. Zudem seien Gutachter an der Besichtigung beteiligt gewesen, die von den Versicherungen gestellt wurden. Das Gebäude selbst ist bei der Feuersozietät versichert. Deren Vorstandsvorsitzender Frederic Roßbeck teilte gestern mit, dass man „ die Schäden möglichst rasch regulieren“ werde.

Eigentümer des Gebäudes ist die Philharmonie. Torsten Wöhlert, der Sprecher der Kulturverwaltung, versicherte, dass man nicht warten werde, bis die Schuldfrage geklärt sei, sondern „sofort alles Notwendige“ veranlassen werde.

Die Technik der Philharmonie ist, wie berichtet, nicht betroffen, zudem seien keine Instrumente zu Schaden gekommen, betonte Orchestervorstand Peter Riegelbauer. (Seite 29)

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