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Umsiedlung. Biber sollen in die Uckermark gebracht werden.

© Siegfried Klaus/ddp

Von Antje Scherer: Plagegeister: Frankfurt will Biber abschießen

Landesumweltamt und NABU halten das für sinnlos. Der Botanische Garten ist wegen Biberschäden schon teilweise abgesperrt

Stand:

Frankfurt (Oder) - Die Stadt Frankfurt (Oder) fühlt sich von Bibern heimgesucht und sieht in gezielten Abschüssen den einzigen Ausweg, um der Plage Herr zu werden. In der Stadt gebe es an 30 Standorten etwa 100 Biber, die beträchtliche Schäden verursachten, sagte die Leiterin des Umweltamtes, Anette Eger, am Dienstag. Wegen ihrer Tunnelbauten musste schon der Botanische Garten teilweise gesperrt werden. „Es geht nicht ums Ausrotten, sondern ums Regulieren“, betonte Eger. Der unter Naturschutz stehende Nager habe keine natürlichen Feinde und vermehre sich stark. Das größte Problem stellten nicht die Schäden an Bäumen dar, sondern das Untergraben von Uferbereichen. Das sei in siedlungsintensiven Bereichen ein nicht vertretbares Sicherheitsrisiko. „Ich kann in einer Stadt doch nicht den gesamten Uferbereich absperren.“    Der Fang ist für die Kommune keine Alternative, weil die gefangenen Tiere keine Abnehmer fänden. Derzeit wird versucht, eine im Botanischen Garten lebende Biberfamilie in eine Falle zu locken; bei dem Weibchen ist dies bereits gelungen. Die Familie soll dann in ein Naturschutzgebiet in der Uckermark umgesiedelt werden.

Vom Land fühlt sich Eger mit dem Problem alleingelassen; vor allem fehle ein Fonds, aus dem Maßnahmen und Schäden bezahlt würden. Zwar gebe es eine Biber-Managerin beim Gewässer- und Deichverband Oderbruch, die auch für Frankfurt (Oder) zuständig sei. Das reiche aber nicht aus. Wenn das Land Artenschutz auf seine Fahnen schreibe, müsse es auch dafür aufkommen, forderte die Amtsleiterin.

Der Präsident des Landesumweltamtes (LUA), Matthias Freude, schließt weder das Einfangen noch den Abschuss der Tiere generell aus, hält das aber für keine Dauerlösung. „So schnell kann man gar nicht gucken, wie die Reviere wieder besiedelt sind.“ In Sachsen- Anhalt seien Hunderte von Bibern gefangen worden und dennoch schon nach kurzer Zeit ein Großteil der Reviere wieder besiedelt gewesen. Ein deutliches Problem sehe er in Frankfurt nur im Botanischen Garten; das Oderufer sei schließlich zum großen Teil betoniert. Das Töten von Bibern könne und müsse die Stadt allein verantworten, erläuterte Freude. Allerdings müsse das dann „klagesicher“ sein. Falls nachweisbar sei, dass es Ausweichquartiere gegeben hätte, habe die Stadt ein Problem. Derzeit gebe es auch im Land Brandenburg durchaus noch Orte, wohin gefangene Biber umgesiedelt werden könnten.

Eine Sprecherin des Landesverbandes des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) sagte auf Nachfrage, es existierten verschiedene technische Möglichkeiten der „Biber-Vergrämung“. „Solange Biber ein Revier attraktiv finden, werden sich da immer wieder welche ansiedeln.“ Weder Einfangen noch Abschuss änderten daran etwas. In einem Park könne das Wasser etwa unterirdisch eingezäunt werden. Falls eine Stadt dafür nachweislich kein Geld aufbringe, sieht sie das Land in der Pflicht.

Unterdessen werden im Oderbruch die während des Hochwassers entstandenen Biberlöcher im Deich verfüllt. Dazu wird derzeit schichtweise lehmhaltige Erde in die bis zu ein Meter tiefen Löcher eingebracht, verdichtet und mit einem Drahtgeflecht aus Edelstahl verschlossen. Darüber komme noch eine Schicht Mutterboden, erläuterte der Leiter der LUA-Außenstelle in Bad Freienwalde.

Antje Scherer

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