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Brandenburg: Plattner: Staat bei Ausbildung nicht allein lassen

Deutschland darf mit seinen traditionellen Ausbildungsstätten nicht weiter zurückfallen

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Deutschland darf mit seinen traditionellen Ausbildungsstätten nicht weiter zurückfallen Potsdam - Der Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzende des Software-Konzerns SAP, Hasso Plattner, hat an die deutsche Wirtschaft und Privatpersonen appelliert, den Staat stärker bei der Ausbildung hochqualifizierten Nachwuchses zu unterstützen. „Der Staat hat die Grundversorgung zu sichern, aber es bedarf auch des intensiven Engagements der Wirtschaft und jener Privatleute, die genügend haben, dass sie abgeben können“, sagte Plattner in einem dpa-Gespräch. Letzteres betreffe insbesondere Menschen, die durch ihre eigene gute Ausbildung viel erreichen konnten – beispielsweise ihn selbst, sagte der 60-Jährige, der für den Ausbau des nach ihm benannten Potsdamer Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) weitere Millionen aus seinem Privatvermögen aufwenden will. Für den Standort Deutschland sei angesichts der Globalisierung vor allem das Know-how wichtig „und dass wir uns auf das Erfinden von Dingen konzentrieren, Produkte entwickeln, auch wenn sie dann woanders gefertigt werden“. „Wir können nicht nur konsumieren, was andere herstellen“, betonte Plattner. „Wenn wir schon keinen großen Beitrag mehr in der Fertigung leisten, müssen wir das umso mehr beim Erfinden tun. Länder, die sich stark auf die Ausbildung konzentrierten, haben damit signifikanten Erfolg erzielt – beispielsweise Finnland, das quasi von der Holzfällernation zum High-Tech-Land wurde. Wir müssen alles tun, damit Deutschland mit seinen traditionellen Ausbildungsstätten nicht weiter zurückfällt.“ Man könne nicht darauf warten, dass der Staat es richte, meinte der SAP-Mitbegründer. Sein persönliches Beispiel solle zur Nachahmung anregen. „Die Idee ist: Wir bauen hier eine Qualität auf, die es sonst wahrscheinlich nicht geben würde“, sagte Plattner mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten des Landes Brandenburg. „Wir bilden mit zusätzlichem Geld in kreativem Umfeld junge Leute aus, die dann in ihrem Berufsleben uns alle ein Stückchen weiterbringen, die etwas erfinden, die in die Firmen gehen, die etwas beeinflussen.“ Auch Ausbildung wird nach Plattners Worten globaler. Deswegen sei die Idee entstanden, einen Teil der HPI-Ausbildung in Palo Alto, im legendären Silicon Valley, anzusiedeln. „Ich sehe darin eine Möglichkeit, einen Schuss der Innovationswut der Amerikaner auf uns überspringen zu lassen. Ein Silicon Valley schaffen wir hier aber nicht“, sagte Plattner zur Vision eines „Silicon Sanssouci“. „Dazu fehlen noch einige Voraussetzungen.“ Die Hoffnung sei jedoch, dass von den in Potsdam ausgebildeten Leuten der eine oder andere später etwas in der Region bewirke. So habe es kürzlich mit einem auf die Modellierung von Softwaresystemen spezialisierten Unternehmen die erste Ausgründung aus dem HPI gegeben. „Junge Leute neigen ja mehr zu Risiko und können spontan eine verrückte Idee umsetzen. Vielleicht können wir solche Glücksfälle im "Inkubator Potsdam" erzeugen. Als Grundlage dafür können wir eine gute Ausbildung geben und eine homöopathische Dosis zur Verbesserung der Situation verabreichen.“ Für die Errichtung des HPI hatte Plattner zunächst 18 Millionen Euro aufgewendet; der geplante Ausbau soll für weitere 11 Millionen erfolgen. Zugleich will Plattner sein wissenschaftliches Engagement in Potsdam ausweiten, wo er bereits als Honorarprofessor der Universität lehrt. dpa

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