Brandenburg: „Platzeck – zu schwach?“
Rund 1000 Menschen protestierten gegen „Bombodrom“
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Rund 1000 Menschen protestierten gegen „Bombodrom“ Rheinsberg/Mirow - Unter dem Motto „Unsere Wahl – kein Bombodrom“ haben am Sonntag rund 1000 Menschen in Rheinsberg gegen die geplante militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide demonstriert. Die Militärpläne gefährdeten den Tourismus in der gesamten Region der Seenplatte nördlich Berlins und damit die Zukunft der Menschen, erklärten mehrere Redner. Auf Transparenten und Plakaten war zu lesen: „Struck braucht Druck“ sowie „Platzeck – zu schwach?“. Vor der Kundgebung waren die aus Brandenburg und Mecklenburg stammenden Demonstranten durch die Rheinsberger Innenstadt gezogen. Auf dem etwa 12000 Hektar großen Übungsgelände bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) will die Luftwaffe der Bundeswehr Tiefflüge sowie das Luft-Boden-Schießen üben. Nach zwölf Jahren Protest sei es an der Zeit, die geplante militärische Nutzung in eine zivile umzuwandeln, forderte der Sprecher der Initiative „Freie Heide“, Benedikt Schirge. Auch Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) – wie Schirge evangelischer Pfarrer – forderte, die Pläne zum „Bombodrom“ zu begraben. „Die Zeit der Nationalstaaten und ihrer Armeen ist vorbei“, sagte Reiche. Vielmehr würden europäische Streitkräfte und eine europäische Friedenslösung gebraucht, für die ein „Bombodrom“ unzeitgemäß sei. „Wenn das, was die Bundeswehr plant, stattfindet – ist das „Land Fleesensee“ nicht mehr zu halten“, sagte der Sprecher des größten Tourismus-Projektes in Norddeutschland, Karl Förster aus Göhren- Lebbin (Müritzkreis). Die Anlage mit dem größten Golf-Areal in Deutschland, dem einzigen deutschen Robinson-Club und 1600 Betten liegt wenige Kilometer nördlich des Militärgeländes und war erst im Jahr 2000 von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eröffnet worden. „Dann hätten wir rund 80 Millionen Euro an Fördermitteln schlecht angelegt“, meinte Förster. Das „Land Fleesensee“ bietet rund 450 Menschen aus Mecklenburg und Brandenburg Arbeit. Die Bundeswehr plant rund 1700 Flugeinsätze pro Jahr über der Kyritz-Ruppiner Heide. Bisher haben Gerichtsurteile den Übungsbetrieb verhindert. Sowohl die Landesregierungen als auch die Landtage in Schwerin und Potsdam lehnen die Militärpläne ab, Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) hält jedoch an ihnen fest. Daran änderte auch vor kurzem ein Treffen zwischen Struck und Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) nichts. In der Berliner rot-grünen Koalition haben sich zwar die Bündnisgrünen deutlich gegen das „Bombodrom“ ausgesprochen, wollen aber darüber nicht das Regierungsbündnis mit den Sozialdemokraten aufs Spiel setzen.dpa
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