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Mitarbeiter der Kriminalpolizei untersuchen am Montag am S-Bahnhof Ostkreuz in Berlin eine Kabelbrücke, in der es gebrannt hat. Der Zugverkehr im Ostteil der Stadt fiel in den Morgenstunden weitgehend aus.

© Britta Pedersen/dpa

S-Bahn-Anschlag: Polizei nach Brandanschlag: Bekennerschreiben authentisch

UPDATE. Der Brandanschlag gegen die Bahn am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz hat einen politischen Hintergrund. Die Polizei erklärte am Montagabend, sie gehe inzwischen von der „Authentizität“ eines im Internet verbreiteten Bekennerschreibens aus. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

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Berlin - Ein Brandanschlag auf ein zentrales Kabel der Deutschen Bahn am Berliner Ostkreuz hat den Zugverkehr in und um die Hauptstadt am Montag massiv eingeschränkt. Gegen 3 Uhr morgens hatte ein Bahn-Mitarbeiter das Feuer an einer Kabelbrücke bemerkt, die Feuerwehr löschte die Flammen wenig später. Der S-Bahn- und Regionalverkehr in der Hauptstadt und ins brandenburgische Umland kam großflächig zum Erliegen, Fernzüge fuhren zu spät.
Zehntausende Fahrgäste wussten nicht, ob und wie Pendelverkehr eingerichtet werden würde, weil auch Lautsprecher und Fahrplananzeiger ausgefallen waren. Einen Schienenersatzverkehr mit Bussen gab es nicht. Es seien zu viele Linien betroffen, um Ersatzverkehr mit in Berlin ohnehin kaum verfügbaren Bussen anbieten zu können, hieß es bei der Bahn. Auch interne Telefonverbindungen der S-Bahn waren betroffen, Reisebuchungen über das Internet waren zeitweilig ebenfalls nicht möglich. Den Kabelschaden zu spüren bekam auch das ICE-Werk der Bahn in Rummelsburg, wo Hochgeschwindigkeitszüge gereinigt werden.
Am Brandort fanden Experten des Landeskriminalamts Spuren einer brennbaren Flüssigkeit. Militante Atomkraftgegner haben sich in einem im Internet verbreiteten Schreiben zu der Brandstiftung bekannt. Darin heißt es, man habe die Bahn angegriffen, um den Transport von „Atomtechnik und Atommüll“ und deutschen „Waffensystemen in die weltweiten Kriege“ zu sabotieren. Unterzeichnet ist das Bekennerschreiben mit „Grollen des Eyjafjallajökull“ – der Ausbruch des isländischen Vulkans hatte vor einem Jahr den Flugverkehr über Europa lahmgelegt.
Inzwischen ist bekannt geworden, dass der Brandanschlag gegen die Bahn am Berliner S-Bahnhof Ostkreuz einen politischen Hintergrund hat. Die Polizei erklärte am Montagabend, sie gehe inzwischen von der „Authentizität“ des im Internet verbreiteten Bekennerschreibens aus. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Weitere Einzelheiten waren noch nicht bekannt. Nach vorläufigen Erkenntnissen des Landeskriminalamtes wurde der Brand mit einer entzündbaren Flüssigkeit an Kabelsträngen gelegt, die in einer Brückenkonstruktion über eine Straße geführt wurden. Vergangenen November hatte es einen ähnlichen Kabelbrand ebenfalls auf dem S-Bahn-Ring gegeben. Auch damals hatte sich eine linksradikale Gruppe dazu bekannt.
Der innenpolitische Sprecher der Berliner Grünen, Benedikt Lux, kritisierte die Sicherheitsstrukturen der Deutschen Bahn: „Eine für Hunderttausende Fahrgäste so wichtige Infrastruktur wie die S-Bahn muss besser geschützt werden. Ein Notstromnetz gehört zum Standard.“ Ein Sprecher von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sagte, die Verkehrslage in der Hauptstadt sei zwar ohnehin angespannt, aber auch am Montag noch nicht dramatisch gewesen. Die Bahn müsse ihre Kunden allerdings schneller informieren. S-Bahn-Fahrgäste in der Hauptstadtregion müssen seit zwei Jahren immer wieder Einschränkungen hinnehmen. Wegen technischer Mängel kann nur ein Teil der Wagen eingesetzt werden. Die Bahn arbeitete nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, die beschädigten Leitungen zu reparieren. Dabei sollte noch in der Nacht versucht werden, unterbrochene S-Bahn-Verbindungen etwa nach Schönefeld und Königs Wusterhausen wieder zu ermöglichen. Auch an diesem Dienstag sollten Reisende wegen möglicherweise andauernder Probleme mehr Zeit einplanen, sagte ein Bahnsprecher.
Behinderungen im Zugverkehr gab es am Montag auch durch den Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GDL bei der Ostdeutschen Eisenbahn, die deutlich weniger Lohn zahlt als die Deutsche Bahn. Erst eine Stunde vor Beginn habe die GDL den Arbeitskampf angekündigt, sodass die Vorlaufzeit äußerst kurz gewesen sei, sagte ODEG-Sprecher Jörg Kiehn. Besonders am Morgen kam es Kiehn zufolge zu Problemen beim Schülerverkehr, aber im Großen und Ganzen hätten die Ersatzverbindungen funktioniert. (mit dpa)

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