Brandenburg: Polizeischutz für bedrohten Hauptschüler
15-Jähriger in Berlin von Mitschüler beleidigt und geschlagen / Schulverwaltung wurde nicht informiert
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Berlin - Ein 15-Jähriger Berliner Schüler ist von der Polizei eine Woche lang zur Schule gebracht und von dort wieder abgeholt worden – weil der Junge massiv von Mitschülern bedroht worden ist. Wie ein Polizist dieser Zeitung berichtete, seien Zivilbeamte des Abschnitts 42 für diesen Personenschutz eingesetzt worden; der Leiter dieses Schöneberger Abschnitts, Peter Glaser, bestätigte dies. Eine Woche lang sei der Junge morgens zu Hause und mittags an der Hauptschule abgeholt worden, „um die Moral des Opfers zu stärken“. Dieser Personenschutz sei ein Einzelfall, angesichts der Aggressivität der Täter aber gerechtfertigt gewesen, hieß es.
Die Schulverwaltung erfuhr durch diese Zeitung von dem Fall. Nach einem Gespräch mit dem Schulleiter sagte Behördensprecher Kenneth Frisse zunächst, dass „das Szenario außerhalb der Schule“ stattgefunden habe und deshalb nicht gemeldet werden musste. Der Schulleiter habe vorbildlich gehandelt, dass er den Präventionsbeauftragten der Polizei angesprochen habe. Der Personenschutz sei „in Verantwortung der Polizei“ erfolgt, betonte Bögers Sprecher; ein ähnlicher Fall sei nicht bekannt. Dass die Polizei als Tatorte sehr wohl die Schule nennt, kommentierte Frisse später auf Nachfrage so: „Dann hätten wir doch informiert werden müssen.“ Am Nachmittag sei es der Behörde aber nicht mehr gelungen, mit dem Schulleiter zu sprechen.
Polizeidirektor Glaser bestätigte, dass die Tatorte der Schulhof und die Straße vor der Schule waren. So lief es ab: Zunächst wurde der 15-jährige Florian B. auf dem Schulhof vom 13-jährigen Masel Al-Q. (alle Schülernamen geändert) mit den Worten „Platz da, hier ist nur für Araber“ beleidigt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Weit mehr als die Hälfte der Schüler haben einen Migrationshintergrund. Nachdem deutsche Mitschüler dazwischengingen, soll der 13-jährige seine Gang, die berüchtigte „Steinmetzclicque“, informiert haben. Diese – ohne Masel – passte Florian Tage später vor der Schule ab, verprügelte ihn heftig. Freunde von Florian gingen wieder dazwischen. In beiden Fällen ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung gegen Masel Al-Q. und vier ältere Mitglieder seiner Gang. Diese hatte zuletzt vor zwei Jahren durch Angriffe auf Polizeibeamte Aufsehen erregt. Masel Al-Q. wurde zudem nach einem brutalen Angriff auf eine 57-Jährige in einem BVG-Bus im März festgenommen. Der bedrohte Schüler geht inzwischen wieder ohne Polizeischutz zur Schule. Polizeidirektor Glaser sagte aber, man sei seit einiger Zeit bei Schulbeginn und -schluss dort präsent, wechselnd in Zivil und in Uniform.
Polizeischutz für einen Schüler sei aber eine absolute Ausnahme. Dies sagte auch der Leiter der Schmidt-Ott-Realschule, Hans Peter Pluschke. Eine seiner Schülerinnen war vor einer Woche an einer Bushaltestelle von einer Gruppe anderer Mädchen massiv verprügelt worden, dennoch wolle man nicht an die Polizei mit einer Bitte nach Personenschutz herantreten, sagte Pluschke. Er betonte, dass anders als gemeldet nicht die Täterinnen seine Schule besuchen, sondern nur das Opfer.
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