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Brandenburg: Polizisten unter Verdacht

Einheit soll mit übermäßiger Härte vorgegangen sein

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Berlin - Bislang waren es nur einzelne Polizeibeamte, denen Straftaten vorgeworfen wurden – nun steht in Berlin eine ganze Einheit unter Verdacht. Sie soll gegen Verdächtige mit übermäßiger Härte und verbotenen Ausrüstungsgegenständen vorgegangen sein. Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch ließ am gestrigen Donnerstag die gesamte Ausrüstung der Einsatzhundertschaft der Direktion 4 von einem Spezialkommissariat des Landeskriminalamts Berlin überprüfen. Dabei wurden mehrere so genannte Quarzhandschuhe gefunden. Diese sind mit schwerem Sand gefüllt und werden vor allem in der Neonaziszene eingesetzt, weil Faustschläge dadurch weitaus mehr Wucht erhalten.

Gegen sieben Beamte wurden Disziplinarverfahren eingeleitet, teilte die Berliner Polizei gestern mit. Besonders die Chefs der Einheit sollen bei Einsätzen mit unangemessener Härte vorgegangen sein. Die eigenmächtig beschafften Handschuhe wurden hauptsächlich bei den Vorgesetzten in der Einheit gefunden. Gegen die Beamten wird nun dienst- und strafrechtlich ermittelt.

Geprüft wird, ob und wie die Handschuhe eingesetzt wurden. Ein Schlag mit einem Quarzhandschuh kann als gefährliche Körperverletzung gewertet werden.

Zur Razzia in den eigenen Reihen kam es, nachdem sich mehrere Beamte der betroffenen Polizeieinheit gemeinsam an den Leiter der Polizeidirektion 4, Andreas Pahl, gewandt hatten. „Das ist beispielhaft und verdient Anerkennung“, lobte Polizeipräsident Glietsch gestern. Der Leiter der Hundertschaft, die drei Zugführer und mehrere Gruppenführer wurden von ihren Funktionen entbunden.

Polizeipräsident Glietsch nannte die Vorwürfe gestern „außerordentlich schwerwiegend“. „Sie begründen den Verdacht, dass hier Führungskräfte ihre Dienstpflichten gravierend verletzt und Straftaten im Amt begangen haben“, so der Polizeichef. Glietsch kündigte an, dass der Fall neben der strafrechtlichen Verfolgung auch „behördenweit für die Führung, Ausbildung und Fortbildung ausgewertet“ werde.

Glietsch lobte, dass die „soziale Kontrolle in der Polizei“ funktioniere und Fehlverhalten von anderen Beamten nicht geduldet werde. Bislang war die Hundertschaft der für Steglitz und Zehlendorf zuständigen Direktion 4 nicht negativ aufgefallen.  Ha

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