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Brandenburg: Polizistenmörder in Haft

Generalstaatsanwalt: Prozess wird schnell beginnen / Wichtige Hinweisgeber sollen Belohnung erhalten

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Berlin - Der Mord an dem Polizisten Uwe Lieschied ist aufgeklärt. In der Nacht zu Sonnabend hat die Polizei in der Schulstraße in Berlin-Wedding drei Türken aus Neukölln im Alter von 39, 30 und 28 Jahren festgenommen. Gegen die beiden mutmaßlichen Mörder des Polizisten Uwe Lieschied ist am Samstagabend Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes und wegen Mordes erlassen worden. Der jüngste der drei Männer war nur zufällig bei der Festnahme dabei und wurde wieder entlassen.

Die Umstände wurden am Samstagnachmittag auf einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke mitgeteilt, anwesend waren unter anderem Polizeipräsident Dieter Glietsch, der Chef der Mordkommissionen André Rauhut und Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge.

„Wir werden versuchen, den schnellen Ermittlungserfolg der Polizei fortzuführen, so dass es bald zu einer Anklage kommt“, sagte Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge. Er rechne damit, dass die Hauptverhandlung in etwa drei Monaten beginnen könnte.

Bereits Mitte vergangener Woche waren der 39-jährige Memet E. und sein 30-jähriger Komplize Yusuf K. ins Visier der Ermittler geraten. Seither wurden sie observiert.

Bei dem Todesschützen handelt es sich um den 39-jährigen Memet E., bei seinem Komplizen um den 30 Jahre alten Yusuf K. Beide wohnen in Neukölln, sind arbeitslos und waren schon einmal als Gewalttäter polizeilich aufgefallen, haben aber offenbar keine Kontakte zur Drogenszene.

Zeugen, die die Tat oder auch die Flucht der Männer beobachtet hatten, lieferten wichtige Hinweise. Die Fahnder hatten zudem Handydaten aus dem Mobilfunknetz in Neukölln ausgewertet, welche erste Rückschlüsse auf die Tatverdächtigen zuließen.

Hilfreich waren aber auch offenbar Gegenstände, die die Fahnder in der Hasenheide gefunden hatten: Dabei soll nicht nur die von den Tätern zuvor geraubte und später gefundene Handtasche eine Rolle gespielt haben. Genaueres wollte Chef-Ermittler André Rauhut nicht mitteilen. An den Gegenständen wurden DNA-Spuren sichergestellt. Nach der Festnahme wurde den Tatverdächtigen eine Speichelprobe entnommen und diese mit den gefundenen DNA-Spuren abgeglichen – mit entsprechener Übereinstimmung.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte die beiden Tatverdächtigen und einen dritten Begleiter in der Nacht zu Sonnabend in der Weddinger Schulstraße gestellt. Memet E. gestand wenig später, dass er die Schüsse auf den 42-jährigen Hauptkommissar abfeuerte. Anschließend zeigte er das Versteck am Wannsee, wo die Tatwaffe vergraben war. Sein Komplize soll sich bislang nicht zur Tat geäußert haben. Der dritte Festgenommene, Aslan S., kam wieder frei, da er offenbar mit den Tat nichts zu tun hat. Kurz vor den tödlichen Schüssen sollen Memet E. und Yusuf K. in der Flughafenstraße einer 51-Jährigen die Handtasche geraubt haben. Als der Zivilpolizist Uwe Lieschied sie auf ihrer Flucht kontrollieren wollte, schoss Memet E. ohne Vorwarnung sieben Mal. Uwe Lieschied wurde an der Schläfe getroffen und erlag am Dienstag seinen schweren Verletzungen.

Die Belohnung von 30 000 Euro darf erst nach einer rechtmäßigen Verurteilung gezahlt werden. Laut Chef-Ermittler André Rauhut ist es „vorstellbar“, dass in diesem Fall die Belohnung an wichtige Hinweisgeber gehe.

Die Beisetzung von Uwe Lieschied findet am kommenden Freitag in Neukölln statt. Die Tat hatte in der Hauptstadt große Trauer und Bestürzung hervor gerufen.

Mit einem Schweigemarsch hatten am Donnerstag rund 7000 Polizisten ihres toten Kollegen gedacht. Am Samstag folgten rund 200 Menschen einem Aufruf arabischer Vereine zum Trauermarsch durch Neukölln. (mit dpa)

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