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Brandenburg: Post vom Kahn
Manche Traditionen scheinen sich ewig zu halten. Die Postbotin im Spreewald ist eine davon
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Lehde - Postbotin Andrea Bunar (45) ist in den nächsten Monaten wieder auf einem Kahn im Spreewald unterwegs. Am Mittwoch holte sie ihr Dienstfahrzeug für die Frühjahrs- und Sommersaison zur ersten Tour aus dem Bootshaus. Bis in den Oktober hinein wird sie den Einwohnern des Spreewalddorfs Lehde (Oberspreewald-Lausitz) Briefe, Postkarten und Pakete bringen. Täglich ist Bunar etwa acht Kilometer auf dem Fluss unterwegs. „Meine Kahntour ist sehr idyllisch. Ich sehe oft Rehe und Libellen, manchmal sogar Ringelnattern.“
Seit 119 Jahren gibt es im Spreewald diese Tradition, erklärte eine Postsprecherin. Bunar beliefert in ihrem neun Meter langen Aluminiumkahn 65 Haushalte, die Briefkästen stehen in Ufernähe. Mit einer Stange bewegt sie ihren gelben Kahn durch die engen Fließe.
Auf ihrer Tour muss Bunar täglich etwa acht Kilometer auf dem Fluss zurücklegen. Bis zum Saisonende wird sie so 1100 Kilometer mit ihrem Kahn zurückgelegt haben, eine Strecke so weit wie von Berlin nach Helsinki.
Der 45-Jährigen gefällt ihr Job – auch wenn mal eine Brise weht oder es regnet. „Der Aluminiumkahn ist sehr leicht, sodass er bei Windböen abdriftet. Es kostet Kraft, ihn auf Kurs zu halten.“ Da sei Muskelkater vor allem in den ersten Wochen nach dem Saisonstart inklusive, sagte Bunar. Pro Woche stellt sie so etwa 600 Briefe sowie bis zu 60 Pakete zu. Die bisher größte Lieferung, die auf der Spree je transportiert wurde, war eine Hollywoodschaukel. Teilweise leben die Bewohner von Lehde auf kleinen Inseln, die nur mit dem Kahn oder über Fußgängerbrücken erreichbar sind. Im Winter bleibt der Kahn im Bootshaus, da trägt sie ihre Post mithilfe eines Autos aus. Oftmals muss sie dann lange Wege zu Fuß zurücklegen, um ihre Sendungen an den Mann oder die Frau zu bringen.
Deutschlandweit stellt die Post Sendungen auch im hohen Norden beispielsweise im Wattenmeer zu. Postschiffer, Wattläufer oder Wattwagen sind unterwegs. Ein ähnliches Bild zeichnet sich im tiefen Süden. Per Seilbahn bringt ein Postzusteller Sendungen auf die Zugspitze. dpa
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