zum Hauptinhalt

Brandenburg: Potenzial wie München, aber

Wanka fordert mehr Miteinander von Wissenschaft und Wirtschaft / Ingenieure: Nachwuchs fördern

Stand:

Berlin/Hennigsdorf - Berufsverbände und Politik haben gestern Mängel bei der Kooperation von Unternehmen und Wissenschaft in der Region Brandenburg-Berlin angeprangert. Nach Ansicht des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) wird zudem in beiden Ländern der Ingenieursnachwuchs zu wenig gefördert. Das führe dazu, dass es in den Betrieben der Region schon heute massiv an Nachwuchs mangele, nur 70 von 100 ausscheidenden Ingenieuren ersetzt werden können. Fast alle Absolventen eines Ingenieurstudiums verließen derzeit die Hauptstadtregion, sagte VDI-Landeschef Ulrich Berger am Montag auf einer  Verbandsveranstaltung in Hennigsdorf.

In Berlin mahnte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) ebenfalls am Montag eine intensivere Zusammenarbeit von Wissenschaft und mittelständischer Wirtschaft in der gesamten Hauptstadtregion an. Angesichts des demografischen Wandels und des Facharbeitermangels seien dafür verstärkte Anstrengungen beider Seiten notwendig. Die Voraussetzungen seien gut, denn das Forschungspotenzial in beiden Ländern sei bundesweit nur mit dem in München zu vergleichen.

„Wir können hier viel erreichen, wenn uns das bewusst ist und wir diesen Vorteil strategisch einsetzen“, fügte die Ministerin hinzu und mahnte: Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft sei allerdings ein komplizierter Prozess, den beide Seiten aktiv betreiben müssten. „Es muss klar sein, wohin die Wirtschaft will oder wohin sie entwickelt werden soll“, sagte die CDU-Politikerin.

Das demografische Problem sei in Ostdeutschland schon spürbar und zwar krasser, als es in den alten Bundesländern je in Erscheinung treten werde, betonte Wanka. Im Jahr 2012 werde sich die Zahl der Abiturienten in Brandenburg halbiert haben. Weiteres Problem sei, dass zwar jede zweite junge Frau in Brandenburg die Hochschulreife erreicht, aber viele Abiturientinnen verzichteten auf ein Studium.

Die daraus ableitbare sinkende Zahl von Studienabsolventen im Land sei auch durch den Zuzug von Studenten aus anderen Bundesländern nicht zu kompensieren. „Nur 13 Prozent der Studenten in Deutschland sind mobil“, sagte Wanka. Zwar werbe das Land bereits für den Studienstandort Brandenburg, aber die Wirtschaft müsse hier auch ihre Angebote für Frauen verbessern. Förderungswürdig seien beispielsweise Projekte, die die Weiterentwicklung von Ideen aus Diplomarbeiten zum Ziel haben.

Brandenburg und Berlin müssen nach Ansicht des VDI den Ingenieurnachwuchs stärker fördern. Derzeit verließen 90 Prozent der Neu-Ingenieure die Region in andere Bundesländer so VDI-Landeschef Berger. Vor diesem Hintergrund appellierte der VDI an die Regierungen beider Länder, ihre Anstrengungen zur Förderung des Ingenieurnachwuchses zu intensivieren. Die Region müsse ihre hervorragenden technischen und wissenschaftlichen Einrichtungen stärker mit den Bildungsträgern vernetzen.

Die Nachwuchsförderung müsse bereits in Kindergarten und Schule ansetzen, forderte Berger. Gute Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten für das Ingenieurwesen stärkten auch den Technik- und Innovationsstandort. Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) appellierte an die Bildungseinrichtungen, einen engen Kontakt zur Industrie zu suchen. Das bringe Innovation und Vernetzung.

Peter Tiede (mit ddp und dpa)

Peter Tiede (mit ddp, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })