zum Hauptinhalt

Von Matthias Matern: Potsdam + Spreewald = Brandenburg

Experten meinen, für ausländische Gäste hat die Mark nur wenige Höhepunkte zu bieten. Land legt Tourismuskonzeption 2011-2015 vor

Von Matthias Matern

Stand:

Berlin/Potsdam - Touristische Höhepunkte, die vor allem Gäste aus dem Ausland ins Land Brandenburg locken könnten, sind schnell aufgezählt: die Stadt Potsdam, der Spreewald und bestenfalls noch das künstliche Inselparadies Tropical Island. Das zumindest glauben die Tourismusmarketingberater der Berliner Firma Project M GmbH. Im Auftrag des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums hat das Unternehmen das Tourismuspotenzial des Landes analysiert und daraus Handlungsempfehlungen für die kommenden fünf Jahre entwickelt. Am Freitag stellte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) in Berlin auf der Reisemesse ITB die neue Landestourismuskonzeption Brandenburg 2011-2015 vor.

Angesichts rückläufiger Fördermittelzuweisungen der EU verbieten sich für das Land jedoch großspurige Investitionen in neue Projekte. Vielmehr soll mit der stärkeren Vernetzung der Angebote und einer verbesserten Qualität auf allen Ebenen künftig gepunktet werden. Bis 2020 stünden schließlich 20 Prozent weniger öffentliche Mittel zur Verfügung als heute, gab der Minister zu bedenken. Deshalb müsse „das touristische Entwicklungs- und Wachstumspotenzial mit weniger Geld effizient gefördert werden.“

Die anstehenden Aufgaben haben die Experten der Firma Project M in zehn sogenannte Schlüsselstrategien gegliedert. Das Spektrum reicht von einer stärkeren Profilierung der Tourismusmarke Brandenburg über eine genauere Definition von Zielgruppen bis hin zur Sicherung und Instandhaltung der bereits vorhandenen touristischen Infrastruktur. Mit 110 Maßnahmen sollen die Ziele erreicht werden. Umgesetzt werden sollen sie in einem gemeinsamen Kraftakt mehrerer Ressorts der Landesregierung, der Kommunen und der Anbieter. Das werde „nicht ganz einfach“, räumte Christoffers ein. Ein Budget sei nicht festgelegt.

Insgesamt sehen die Berliner Berater noch an vielen Stellen „Potenzial“. Dabei lesen sich Brandenburgs touristische Zahlen gar nicht schlecht – allerdings vor allem im ostdeutschen Vergleich. Bei den Übernachtungszahlen führt das Land laut des aktuellen Tourismusbarometers des Ostdeutschen Sparkassenverbandes mit einem Anstieg von 4,3 Prozent im vergangenen Jahr die neuen Bundesländer an. Erneut wurde die Zehn-Millionen-Marke übertroffen. Auch beim Zuwachs ausländischer Übernachtungsgäste war Brandenburg 2010 ostdeutscher Meister. Der Anstieg betrug knapp 14 Prozent. Im Bundesvergleich jedoch sei der Anteil ausländischer Besucher noch immer gering, heißt es in der Auswertung der externen Tourismusberater aus Berlin.

Um weitere Potenziale im Ausland künftig stärker auszuschöpfen, müsse das Land gezielt die Stadt Potsdam, den Spreewald und mit Blick auf den polnischen Nachbarn Tropical Island bewerben, meinte Andreas Lorenz, Geschäftsführer der Project M GmbH. Auch das Lausitzer Seenland, das bis 2015 in den ehemaligen Tagebaugebieten in Südbrandenburg entstehen soll, könnte Potenzial haben. Mehr Gebiete zu bewerben, sei jedoch nicht sinnvoll, so Lorenz. Notwendig sei es dagegen, die persönliche Ansprache ausländischer Gäste vor Ort zu verbessern. „Es reicht nicht, nur eine Broschüre in englischer Sprache drucken zu lassen“, mahnt Lorenz. Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz der Mitarbeiter in touristischen Einrichtungen seien nötig.

Um noch stärker von inländischen Gästen zu profitieren, muss Brandenburg nach Lorenz’ Meinung seine Besonderheiten noch besser herausstellen. „Kultur und Natur haben viele. Das allein ist noch kein Alleinstellungsmerkmal.“ Vielmehr müsse das Land beispielsweise das Erleben und Erkunden der „brandenburgisch-preußischen Kulturlandschaft“ in den Vordergrund stellen. Beim Wassertourismus dagegen liege der Bedarf „weniger im quantitativen Ausbau“ der Angebote, als viel mehr in deren Qualität, schrieben die Tourismusberater in die Konzeption.

Eine Hausaufgabe, die die Berliner Firma Brandenburg ins Papier geschrieben hat, dürfte aber in jedem Fall Geld kosten. Die Frage ist nur, wen. Der Radtourismus sei zwar eine der großen Stärken des Landes, doch im „infrastrukturellen Bereich erweist sich die mangelnde Pflege und Instandhaltung der Radwege durch die Träger der Baulast als ein gravierendes Problem“, heißt es in der Konzeption. Geschäftsführer Lorenz wurde gestern sogar noch deutlicher: „Wenn nichts passiert, könnte das Thema dem Land in fünf bis zehn Jahren ganz schön auf die Füße fallen.“ Wie berichtet wird in Brandenburg bereits seit Längerem zwischen Kommunen und dem Land diskutiert, wer für die Instandhaltung der Radwege zuständig ist. Eine Frage, die auch deutschlandweit vielerorts noch nicht geklärt ist, berichtete Lorenz.MESSE BERLIN]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })