WER KENNT WEN?: Potsdamer Wahlbekanntschaften
Pikant an dem Krampnitzer Kasernen-Deal sind nicht nur der Kaufpreis und das undurchsichtige Firmengeflecht auf Käuferseite. Auch die handelnden Personen werfen zumindest Fragen auf.
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Pikant an dem Krampnitzer Kasernen-Deal sind nicht nur der Kaufpreis und das undurchsichtige Firmengeflecht auf Käuferseite. Auch die handelnden Personen werfen zumindest Fragen auf.
An einer Schlüsselstelle in dem Geschäft agierte Frank Marczinek. Er ist Eigentümer der Brandenburgischen Boden Gesellschaft BBG, die für das Land den Verkauf der Kasernen in Krampnitz managte. Marczinek, der für die PNN nicht erreichbar ist, hatte im Jahr 2006 die für einstige Militärflächen zuständige BBG vom Land gekauft. Eigentlich sollte die BBG liquidiert, der Geschäftsbereich an eine andere Landesinstitution übergeben werden. Marczinek, zuvor in Diensten einer Tochterfirma von Thyssen und Vattenfall, kaufte unter dem damaligen Finanz- und heutigen Innenminister Rainer Speer (SPD) die BBG vom Land – nach einer auf Marczineks Angebot hin erfolgten Ausschreibung. Er durfte 3,3 Millionen Euro des 3,9 Millionen Euro betragenden Kaufpreises aus dem Vermögen der BBG begleichen. Daneben erhielt er für die BBG einen sicheren Millionen- Auftrag für die nächsten drei Jahre von Speers Finanzministerium. Der Auftrag wurde kurz vor der Landtagswahl im Jahr 2009 noch einmal verlängert. Schon nach nur zwei Jahren hatte sich der Kauf der BBG für Marczinek komplett amortisiert. Speer sagt, er habe Marczinek erst im Zusammenhang mit der BBG-Privatisierung kennen gelernt.
Auf der Käuferseite agierte neben dem undurchsichtigen Hannoveraner Anwalt Ingolf Böx und der dänischen Thylander-Gruppe auch – zumindest zeitweise – Thilo Steinbach, ein Unternehmensberater. Steinbach war in der letzten DDR-Regierung im Ministerrat von Lothar de Maizière in der Abteilung 4 für außenpolitische Fragen und Sicherheit zuständig. Steinbach ist ein persönlicher Freund von Speer. Man paddelte unter anderem miteinander im Urlaub. Speer hatte den Landtag im Zusammenhang mit dem Kasernenverkauf falsch über die tatsächlichen Käufer – für deren Planungsbüro Steinbach in Potsdam tätig war – informiert. Nach eigener Aussage unwissentlich.
Unternehmensberater Steinbach und BBG-Käufer und Krampnitz-Verkäufer Marczinek kennen sich seit mindestens 20 Jahren. Als Steinbach im letzten DDR-Ministerrat arbeitete war Marczinek im DDR-Verteidigungsministerium – in einem ähnlichen Fachgebiet wie Steinbach im Ministerrat.
Speer, Marczinek und Steinbach wiederum treffen sich regelmäßig beim Fußballverein SV Babelsberg 03. Speer ist dort seit Jahren Präsident. Steinbach ist im Vereinsvorstand für Marketing zuständig. Und – zeitlich deutlich nach dem Verkauf der BBG und der Kasernen in Krampnitz – kam auch Marczinek hinzu. Er ist im Vereinsvorstand fürs Bauen zuständig. Eine seiner Firmen war zumindest zwischenzeitlich ein Hauptsponsor des Klubs. Marczinek kam zu 03 nachdem der Architekt und SV Babelsberg-Vorstand Moritz Kock bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Kocks Büro „Kock & Lünz“ wiederum erstellte ein Entwicklungskonzept für Krampnitz – im Auftrag von Kock war dort auch Steinbach aktiv. Beide kannten das 25-Millionen-Euro-Wertgutachten.pet
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