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Brandenburg: Problemwölfe auf die Abschussliste
Brandenburgs Landesregierung lehnt Obergrenzen für geschützte Tiere ab
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Potsdam - Problemwölfe, die sich nicht artgerecht verhalten, sollen in Brandenburg notfalls geschossen werden. „Es wird aber immer eine konkrete Einzelfallentscheidung sein“, betonte Umweltweltstaatssekretärin Carolin Schilde am Mittwoch in Potsdam auf dem vierten Wolfsplenum. Das streng geschützte Raubtier werde aber nicht zum Abschuss freigegeben. Derzeit werde an einer Wolfsverordnung gearbeitet, sagte Schilde. Sie soll den Umgang mit sogenannten Problemwölfen regeln. Es geht um Tiere, die die Scheu vor Menschen und Siedlungsräumen verloren haben.
Die Veranstaltung sollte die Überarbeitung des bestehenden Wolfsmanagementplanes voranbringen. Der Landesbauernverband kritisierte jedoch die Arbeit des Ministeriums. Bereits eingebrachte Vorschläge und Stellungnahmen von Verbänden seien bislang nicht berücksichtigt worden. Ein künftiges Zusammenleben mit dem Wolf könne nur im Dialog zwischen Landnutzern, Verwaltung und Naturschützern erreicht werden, sagte Schilde.
Es sei natürlich, wenn Wölfe Schafe oder Kälber reißen, sagte Andreas Piela, Referatsleiter im Umweltministerium. „Werden aber wiederholt Schutzmaßnahmen überwunden, dann müssen wir den Wolf entfernen.“ Er sei intelligent und gebe sein Wissen an den Nachwuchs weiter. „Wir wollen keine Rudel, die diese Verhaltensweisen entwickelt haben.“ Bislang wurde nach Ministeriumsangaben noch kein Wolf gezielt getötet.
Der vor allem für Familienbetriebe eintretende Landesbauernbund forderte, örtlichen Jägern im Rahmen der neuen Verordnung zu erlauben, Wölfe zu schießen, die sich Weidetieren und Siedlungen auf weniger als 1000 Meter nähern. Höhere Zäune und Herdenschutzhunde führten die Landwirte in wirtschaftliche Nöte, hieß es.
In den vergangenen zehn Jahren hat das Land nach eigenen Angaben rund 810 000 Euro für Präventionsmaßnahmen wie höhere Zäune und die Anschaffung von Herdenschutzhunden ausgegeben. Als Entschädigung für gerissene Tiere gingen in dem Zeitraum 155 000 Euro an die Landwirte, rund 500 tote Tiere wurden begutachtet. In etwa der Hälfte der Fälle war der Wolf als Schuldiger nicht auszuschließen.
In Kürze beginnen zwei Wolfsberaterinnen in Brandenburg ihre Arbeit. Sie sollen informieren und Konflikte entschärfen. Außerdem entsteht derzeit mit einer Fördersumme von rund 970 000 Euro ein Informationszentrum im Wildpark Schorfheide (Barnim).
Eine Festlegung von Obergrenzen für die Zahl der Wölfe im Land, wie unter anderem vom Landesjagdverband und Landwirten gefordert, lehnt das Ministerium bislang ab. Noch fehlten Angaben zum Erhaltungszustand der geschützten Art, heißt es zur Begründung. Erst bei gesicherten Kenntnissen könne eine Herabstufung des Schutzstatus ins Auge gefasst werden.
Eine Smartphone-App, die in Kürze fertig sei, soll zudem die Erfassung entdeckter Tiere erleichtern. Seit der Wiederansiedlung 2007 leben nach jüngsten Angaben 25 Rudel und Einzeltiere im Land. Gegenwärtig wird von etwa 200 Wölfen ausgegangen. Gudrun Janicke/dpa
Gudrun Janicke, dpa
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