Brandenburg: Protest gegen „erdrückende Bürokratie“
Über 2000 Brandenburger Ärzte und Mitarbeiter wollen in Berlin demonstrieren
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Potsdam - Mehr als 2000 Vertragsärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeiter aus Brandenburg wollen sich an dem bundesweiten Protesttag am 24. März in Berlin beteiligen. Dabei richte sich ihr Widerstand gegen die „erdrückende Bürokratie“ und die chronische Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung, sagte der Vorsitzende der brandenburgischen Ärzte-Union, Werner Hessel, gestern in Potsdam. Besonders das geplante Arzneimittelversorgungs- Wirtschaftlichkeitsgesetz fänden viele Mediziner „ganz fürchterlich“.
Mit seinem Zwang, nur noch die preiswertesten Medikamente zu verschreiben, schränke es die Therapiefreiheit des Arztes massiv ein, kritisierte Hessel und verlangte, das Gesetz zurückzunehmen. „So wie der Name ein Ungetüm ist, ist auch der Inhalt ein Ungetüm“, meinte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Hans-Joachim Helming. Es bedeute „mehr Administration und Regulierung“, nichts werde dadurch leichter und es ändere nichts am Geldmangel. Das Defizit im vergangenen und im laufenden Jahr beläuft sich Helming zufolge auf jeweils zwölf Millionen Euro. Unter anderem habe die Politik mit der Hartz-IV-Reform dem Gesundheitswesen Geld entzogen. „Dieses System ist extrem krank.“ In Brandenburg gibt es nach Angaben der KV rund 3700 ambulant tätige Ärzte. Die schwierige Lage vieler Praxen habe bundesweit bereits viele Arzthelferinnen arbeitslos gemacht, stellte die Präsidentin des Berufsverbandes der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen, Sabine Rothe, fest. Für andere würden ihre Vollzeitstellen teilweise in Minijobs mit monatlichen Bezügen von 600 bis 900 Euro umgewandelt.
Nach Angaben von KV-Chef Helming verdient eine Arzthelferin hier zu Lande durchschnittlich 1200 bis 1300 Euro pro Monat. „Das ist wirklich eine eklatante Unterfinanzierung des Krankenhauspersonals.“ Wegen der schlechten Zukunftsperspektiven ist die Zahl der Ausbildungsplätze in märkischen Arztpraxen laut Rothe stark gesunken – von 240 im Jahr 2004 auf 166 im vergangenen Jahr. Dennoch erfreue sich der Beruf unter jungen Frauen weiter großer Beliebtheit.dpa
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