Gedenken an Luftangriff: Proteste in Cottbus gegen NPD-Aufmarsch
Ein breites Bündnis von Demokraten hat sich Rechtsextremen in Cottbus entgegengestellt. Die Einwohner machten somit klar, dass sie sich das Gedenken an die Kriegstoten nicht wegnehmen lassen.
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Cottbus - Die Stadt Cottbus hat am Mittwoch an die Opfer des alliierten Luftangriffes vor 67 Jahren erinnert. Außerdem protestierten nach Veranstalterangaben etwa 2000 Einwohner gegen einen NPD-Aufmarsch am Abend. Unter dem Motto „Cottbus bekennt Farbe“ zogen Teilnehmer eines Aktionsbündnisses vom Hauptbahnhof zur Kammerbühne. Redner mahnten auf einer Kundgebung, das Gedenken an die Opfer des von Nazideutschland ausgelösten Krieges gegen eine Vereinnahmung durch die Rechtsextremen zu verteidigen. Zuvor wurde mit dem Läuten von Kirchenglocken, Mahnwachen und Friedensgebeten der 1000 Toten des Angriffs am 15. Februar 1945 auf den Bahnhof der Lausitzstadt gedacht, zwei Tage nach dem Inferno von Dresden.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um einen reibungslosen Ablauf der Demonstrationen zu sichern. Etwa 200 NPD-Anhänger zogen nach Polizeiangaben abends auf einer Route durch die Innenstadt, die etwas abseits vom großen Demonstrationszug lag. Teilnehmer des Bündnisses „Cottbus Nazifrei“ versuchten, den NPD-Aufmarsch durch eine friedliche Sitzblockade zu stoppen. Sie räumten jedoch die Straße nach Aufforderung durch die Polizei wieder.
Auf der Kundgebung würdigte Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) den Einsatz der demokratischer Kräfte gegen den NPD-Aufzug. „Hier in Cottbus ist kein Platz für alte und neue Nazis“, rief die Sprecherin des „Cottbuser Aufbruchs“ unter Beifall. Eine Geschichtsverdrehung durch die Rechtsextremen, die Nazi-Deutschland als Opfer der Alliierten darstellen wollten, werde nicht zugelassen. „Deshalb treten wir für ein tolerantes und buntes Cottbus ein.“
Die Chefin des Aktionsbündnisses Brandenburg, Heilgard Asmus, wies darauf hin, dass der Zweite Weltkrieg für Millionen Menschen große Zerstörung, Leid und Trauer brachte. Die rechtsextremen Demonstranten in Cottbus verstünden sich als Erben der alten Nazis. „Sie sind bereit zum Angreifen und zum Töten, aber ihre feindlichen Ansichten dulden wir hier nicht!“, bekräftigte die frühere Generalsuperintendentin des Sprengels Cottbus. Der Cottbuser Bürgermeister Holger Kelch (CDU) sagte, Cottbus lasss sich die Trauer um die Kriegsopfer nicht von NPD-Anhängern wegnehmen. „Außer braun hat jede Farbe in Cottbus ihren Platz.“ Unter den Stadtverordneten von Cottbus sind auch zwei NPD-Mitglieder.
Peter Jähnel
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