Anklage wegen Kindesmissbrauchs: Prozess gegen 16 Jahre alten Flüchtling
Perleberg/Potsdam - Wegen Kindesmissbrauchs muss sich ein 16 Jahre alter Flüchtling aus Afghanistan demnächst in einem Prozess am Amtsgericht Perleberg verantworten. Die Anklage sei jetzt vom Jugendschöffengericht zugelassen worden, sagte Amtsgerichtsdirektor Frank Jüttner am Mittwoch.
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Perleberg/Potsdam - Wegen Kindesmissbrauchs muss sich ein 16 Jahre alter Flüchtling aus Afghanistan demnächst in einem Prozess am Amtsgericht Perleberg verantworten. Die Anklage sei jetzt vom Jugendschöffengericht zugelassen worden, sagte Amtsgerichtsdirektor Frank Jüttner am Mittwoch. Die Verhandlung ist für den 20. September geplant. Der Asylbewerber soll im Januar in Glöwen, einem Ortsteil der Gemeinde Plattenburg in der Prignitz, zwei Kinder bedrängt haben. Laut Anklage missbrauchte der jugendliche Afghane Mitte Januar die neun und elf Jahre alten einheimischen Jungen an zwei Tagen für sexuelle Handlungen. Die Verhandlung ist nicht-öffentlich, weil Opfer und Täter minderjährig sind. Die Anklage lautet auf zweifachen Kindesmissbrauch und einen Fall von sexueller Nötigung.
Der Fall hatte politischen Wirbel ausgelöst, weil die Staatsanwaltschaft zeitweise Untersuchungshaft für den Jugendlichen erreichen wollte, nachdem das Amtsgericht eine Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung für Kinder und Jugendliche wegen drohender Wiederholungsgefahr abgelehnt hatte. Das Gericht hatte zwar Untersuchungshaft angeordnet, aber unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Staatsanwaltschaft zog dagegen mit einer Beschwerde bis vor das Oberlandesgericht (OLG), zog diese aber später zurück, weil sich der Afghane an die Auflagen hielt und keine weiteren Straftaten beging. Angesichts der hitzigen Debatten um sexuelle Übergriffe von Flüchtlingen betonte die Staatsanwaltschaft jedoch immer wieder, dass es sich im Fall des minderjährigen Angeklagten nicht um Vergewaltigungen handele.
Der Fall hatte nicht nur politischen Wirbel ausgelöst, weil keine Untersuchungshaft gegen den 16-Jährigen angeordnet worden war, sondern weil die NPD und rechte Kameradschaften kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe in Glöwen Proteste und Aufmärsche gegen Flüchtlinge organisierten. dpa, axf
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