Brandenburg: Prozess gegen Schleuserbande
Frankfurt (Oder) - Ein Prozess gegen eine internationale Menschenhändlerbande hat gestern am Landgericht Frankfurt (Oder) begonnen. Die zehn Angeklagten im Alter von 25 bis 60 Jahren aus Deutschland, Polen und der Ukraine sollen laut Anklage zwischen April 2004 und Februar 2006 gewerbsmäßig jede Woche rund 30 Ukrainer über Polen nach Deutschland geschleust haben.
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Frankfurt (Oder) - Ein Prozess gegen eine internationale Menschenhändlerbande hat gestern am Landgericht Frankfurt (Oder) begonnen. Die zehn Angeklagten im Alter von 25 bis 60 Jahren aus Deutschland, Polen und der Ukraine sollen laut Anklage zwischen April 2004 und Februar 2006 gewerbsmäßig jede Woche rund 30 Ukrainer über Polen nach Deutschland geschleust haben. Die Betroffenen hätten dafür mindestens 2000 Euro pro Person zahlen müssen.
In der einstündigen Anklageverlesung listete Staatsanwalt Martin Kramberg 52 Fälle auf. Die Schleusungen sollen dabei in vielen Fällen von einer heute 38-jährigen Ukrainerin im Auftrag ukrainischer Hintermänner organisiert worden sein. Andere Bandenmitglieder hätten dann Lkw-Fahrer angeworben, die die auf Ladeflächen versteckten Ausländer über den Frankfurter Autobahngrenzübergang fuhren. In einzelnen Fällen seien die Ukrainer auch in Pkw-Kofferräumen transportiert gewesen. Ein 32 Jahre alter polnischer Angeklagter habe dabei oftmals als „Pilotfahrer“ die Fahrstrecke der Lkw aufgeklärt und vor Polizeikontrollen gewarnt. Auf Rastplätzen hauptsächlich an der Autobahn 12 Frankfurt-Berlin sowie auf dem südlichen Berliner Ring seien die Geschleusten dann auf Pkw verteilt worden, die von anderen Angeklagten nach Italien, Spanien, Frankreich und Belgien gesteuert worden seien. Die Fahrer hätten dafür jeweils 350 bis über 1000 Euro erhalten. Die geschleusten Personen sollen von einem ukrainischen Reisebüro angeworben worden sein, sagte Kramberg am Randes des Prozesses. Es sei davon auszugehen, dass die Menschen schon dort die gesamte „Reise“ bezahlen mussten. Dann seien sie mit polnischen Visa legal nach Polen gereist. Der Staatsanwalt merkte an, dass fast alle der Geschleusten nicht nach Deutschland, sondern weiter nach West- und Südeuropa wollten.
Die Bande soll 20 bis 30 Mitglieder gezählt haben, sagte er. Insgesamt drei Angeklagte sind in Untersuchungshaft. „Die Hintermänner aus der Ukraine haben wir aber noch nicht“, sagte Kramberg. ddp
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