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Brandenburg: Prozess um Rockerfehde Ende 2011 Die Angeklagten schweigen vor Gericht

Potsdam - Nach der Messerattacke auf einen Rocker des konkurrierenden Klubs MC Gremium müssen sich drei Hells Angels wegen versuchten Mordes verantworten. Laut Anklage handelte es sich um einen Racheakt und eine Machtdemonstration: Das Opfer soll den Präsidenten des „Hells Angels Motorradclubs Oder-City“ aus Frankfurt (Oder) beleidigt haben – und zwar laut Ermittlern als Weichei.

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Potsdam - Nach der Messerattacke auf einen Rocker des konkurrierenden Klubs MC Gremium müssen sich drei Hells Angels wegen versuchten Mordes verantworten. Laut Anklage handelte es sich um einen Racheakt und eine Machtdemonstration: Das Opfer soll den Präsidenten des „Hells Angels Motorradclubs Oder-City“ aus Frankfurt (Oder) beleidigt haben – und zwar laut Ermittlern als Weichei. Die Angeklagten, der 29 Jahre alte Kay U. aus Frankfurt (Oder), der eine Führungsfigur der Hells Angels im Ruhrgebiet war, und zwei 23 und ein 29 Jahre alte Rocker, schwiegen am Dienstag zum Protessauftakt vor dem Landgericht Potsdam. Begleitet von strengen Sicherheitsmaßnahmen wollen die Richter die Tat am 25. Dezember 2011 in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) aufklären.

Laut Staatsanwaltschaft haben sich die Angeklagten und weitere Rocker vor einer Disko versammelt und durch ihr geschlossenes Auftreten eine „Drohkulisse aufgebaut“. Sie holten aus der Diskothek mehrere Männer, Gremium-Rocker nämlich, heraus. Der 29 Jahre alte Hauptangeklagte habe dem Opfer klargemacht: „Wer den Präsidenten beleidigt, stirbt.“ Dann stach er – so der Vorwurf – zu. Das damals 26 Jahre alte Opfer erlitt zwei lebensgefährliche Stiche in den Rücken.

Mit unbewegten Gesichtern verfolgten die durchtrainierten und bullig wirkenden Angeklagten das Geschehen. Wie es meist in Rocker-Prozessen der Fall ist, wird es von ihnen keine Aussagen geben. Einer der Angeklagten ließ über seine Verteidigerin erklären, der Tatvorwurf treffe nicht zu. Alle Männer befinden sich im Gefängnis, einer verbüßt eine frühere Haftstrafe. Die Messerattacke gilt als Auslöser für einen Angriff auf einen unbeteiligten 16-Jährigen am Silvesterabend 2011 vor derselben Diskothek in Königs Wusterhausen. Der Racheakt von Mitgliedern des Gremium-Klubs Nomads East Side, die aus Südbrandenburg und Sachsen stammen, wird derzeit vor dem Landgericht Cottbus aufgerollt. Dort müssen sich vier Rocker wegen versuchten Mordes verantworten.

Die Angeklagten sollen in einer Gruppe von 40 Rockern in die Diskothek gegangen sein, um dort Mitglieder der Hells Angels zu suchen – vergeblich. Vor der Diskothek sollen die Rocker einen 16-Jährigen erblickt und ihn für einen Hells Angel gehalten haben. Laut Anklage sollen sie ihn verfolgt und überfallen haben, um ihn zu demütigen und zu töten. Die Angeklagten sollen den Jugendlichen getreten, mit Gegenständen geschlagen und mit Messern auf ihn eingestochen haben. Erst als sie das ohnmächtige Opfer für tot hielten oder mindestens davon ausgingen, der Jugendliche werde an den Verletzungen kurzfristig sterben, sollen sie von ihm abgelassen haben. Ärzte konnten das Leben des Jungen nur durch eine stundenlange Notoperation retten.

Nach den Vorfällen haben die Sicherheitsbehörden hart durchgegriffen. Vermutet werden hinter der Rockergewalt in Königs Wusterhausen Machtkämpfe um die Gegend zwischen Königs Wusterhausen und Frankfurt (Oder), die traditionell Gremium zugerechnet wird. Tatsächlich haben die Hells Angels inzwischen in Berlin und Brandenburg ihre Vormachtstellung ausgebaut, laut Ermittlern sogar in ganz Ostdeutschland. Bei den Geschäften der Rocker geht es um Drogen, Waffen, Prostitution und mit Türsteherdiensten um die Kontrolle in Diskotheken.

Beide Prozesse in Potsdam und Cottbus werden von Polizisten scharf bewacht. Besucher müssen sich strengen Kontrollen unterziehen. In Potsdam wird der Prozess am Donnerstag mit der Vernehmung des Opfers fortgesetzt. 23 Verhandlungstage bis 29. August sind eingeplant. M. van der Kraats/A. Fröhlich

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