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Brandenburg: Rauchende Trümmer im Kiefernwald

Gasexplosion zerriss Haus in Borkheide / Bewohner schwer verletzt / Nachbargebäude beschädigt

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Gasexplosion zerriss Haus in Borkheide / Bewohner schwer verletzt / Nachbargebäude beschädigt Von Ronald Bahlburg Borkheide - In den Baumkronen hängen Bretter, über einem Ast eine verrußte Tapetenbahn, und zwischen den hoch aufragenden Kiefern liegen rauchende Trümmer. Wo am Nachtigallenweg 10 in Borkheide (Potsdam-Mittelmark) noch vor kurzem ein schmuckes neues Haus stand, klafft jetzt eine Lücke. Einsam ragt nur noch der Briefkasten an einem Pfahl am Grundstücksrand. Am Montag, um 12.15 Uhr, zerriss eine Gasexlosion den Bau, deren Druckwelle auch zahlreiche umliegende Häuser zum Teil stark beschädigte. Der Bewohner des zerstörten Hauses, ein 48-jähriger Mann wurde schnell schwer verletzt geborgen und mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen. Danach machen Gerüchte in der Waldsiedlung die Runde. Kaum jemand will das Opfer gekannt haben, schließlich handele es sich nicht um einen Einheimischen, sondern einen Zugereisten. Immerhin weiß die Postbotin und Nachbarin zu berichten, dass die 47 Jahre alte Lebensgefährtin des Mannes vor einigen Monaten ausgezogen ist. Sie soll einiges Kapital in das Haus gesteckt und versucht haben, ihren Partner dort herauszubekommen. Die Frau erlitt beim Anblick des zerstörten Hauses einen Schock, hatte sich aber nach Angaben der Rettungskräfte nicht darin aufgehalten. Wie ein anderer Nachbar auch schließt die Postbotin Selbstmordabsichten des Mannes nicht aus. So weit gehen Polizei und Feuerwehr an diesem Tag nicht. Zunächst einmal müssten die Ursache und privaten Umstände ermittelt werden, sagt der Einsatzleiter der Feuerwehr, Uwe Paul, mit ruhiger Stimme in die Fernsehkamera. Der örtliche Löschtrupp war schon zehn Minuten nach der Alarmierung zur Stelle und bekam Unterstützung durch die Feuerwehren aus Brück und Borkwalde. „Es gab einen gewaltigen Knall, kurz und heftig. Ich habe erst an einen Flugzeugabsturz gedacht“, schildert Joachim Kuhn, was er erlebte. In seinem etwa 150 Meter entfernt liegenden Blockhaus fielen Heizkörper von den Wänden. Weit schlimmer wurden die unmittelbaren Nachbargebäude in Mitleidenschaft gezogen. Auf einem sind fast alle Dachziegel abgedeckt, auf einem anderen Dach haben sie sich zu unregelmäßigen Haufen zusammengeschoben. „Ich wollte gerade zu Mittag essen, da hob sich der Stuhl unter mir und ein Topf flog quer durch den Raum, berichtet Hans-Otto Gramsch, dessen Haus unweit des Trümmerhaufens steht. Durch Mauern im Obergeschoss laufen Risse. Gramsch darf auf Anweisung der Polizei vorerst nicht in seine eigenen vier Wände zurückkehren. „Ich bin fix und fertig“, bekennt er. Unter Anspielung auf die angeblichen Lebensverhältnisse der Nachbarn bemerkt Kuhn dunkel: „Es ist ja immer das gleiche Spiel, der gleiche Film, der da abläuft.“ Und Gramsch stellt trocken fest: „So ein Haus fliegt nicht hoch, weil es Langeweile hat.“

Ronald Bahlburg

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