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Von Sebastian Leber: Rausch aus der Gewürztüte Die neue Droge „Spice“ wird legal verkauft

Berlin - Die Drogenbeauftragte ist besorgt, Mediziner schlagen Alarm, der Drogennotdienst warnt vor möglichen Langzeitschäden: „Spice“ heißt die neue Modedroge, die in Berlin besonders unter Jugendlichen beliebt ist. Dabei handelt es sich offiziell bloß um eine harmlose Gewürzmischung, die laut Hersteller angenehmen Raumduft erzeugt, wenn man sie verbrennt.

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Berlin - Die Drogenbeauftragte ist besorgt, Mediziner schlagen Alarm, der Drogennotdienst warnt vor möglichen Langzeitschäden: „Spice“ heißt die neue Modedroge, die in Berlin besonders unter Jugendlichen beliebt ist. Dabei handelt es sich offiziell bloß um eine harmlose Gewürzmischung, die laut Hersteller angenehmen Raumduft erzeugt, wenn man sie verbrennt. Das Problem: Viele Käufer streuen sich die kleinen Brösel in ihre Zigaretten und rauchen diese – die Rauschwirkung soll der von Marihuana ähneln. „Allerdings hält sie bei Spice oft deutlich länger an“, sagt Michael Frommhold vom Berliner Drogennotdienst. „Manchmal offenbar sechs bis acht Stunden lang.“ Da Spice eine Räuchermischung ist und nicht als Droge gilt, ist sie im Gegensatz zu Marihuana legal verkäuflich. In Berlin wird sie in sogenannten Headshops vertrieben – Geschäfte, die sonst Wasserpfeifen und Hanfschokolade anbieten.

Beim Berliner Drogennotdienst haben die Berichte über Spice-Missbrauch in den vergangenen Wochen zugenommen. Beratungsstellenleiter Michael Frommhold spricht von einer „schnellen Entwicklung“. Denn obwohl es bisher keine Studien über die Zusammensetzung von Spice gebe, sei von „psychoaktiven Substanzen“ auszugehen – und die können neben kurzfristigen Halluzinationen auch psychische Krankheiten auslösen. „Das kann von Angststörungen bis zur Schizophrenie gehen.“

Die Nachfrage ist inzwischen so gestiegen, dass die Zwischenhändler Lieferprobleme haben, bei den meisten Berliner „Headshops“ gibt es bereits Wartelisten. Ein Szene-Geschäft in der Wolliner Straße in Mitte hatte erst am Freitag eine neue Lieferung „Spice“ bekommen – aber die Zahl der Vorbestellungen war so groß, dass bereits am heutigen Montag nichts mehr übrig sein wird, sagte der Verkäufer. Besonders beliebt sei die Sorte „Spice Diamond“ – hier ist die Wirkung angeblich am stärkten.

Sowohl Berlins Drogenbeauftragte Christine Köhler-Azara als auch die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing warnen vor dem Rauchen der Mischung. Bätzing weist darauf hin, dass viele Minderjährige Spice rauchten, weil sie die pflanzlichen Zutaten für unbedenklich hielten. „Man darf Spice auf keinen Fall als Bio-Droge verharmlosen“, sagt Bätzing. Das Bundesinstitut für Risikobewertung wertet gerade Erfahrungsberichte aus den Ländern aus, voraussichtlich nächste Woche will es eine Einschätzung über die Gefährlichkeit von Spice geben.

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