Betrugsverdacht: Razzia beim Landessportbund in Potsdam
Kurz vor dem Landessporttag am Samstag in Potsdam ist der Landessportbund Brandenburg (LSB) in den Fokus der Staatsanwaltschaft gerückt. Sie ermittelt wegen des Verdachts der Untreue und des Subventionsbetruges, weil Fördergeld rechtswidrig angelegt worden sein soll. Der LSB weist die Vorwürfe zurück.
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Cottbus/Potsdam. An diesem Samstag will sich der Cottbuser Wolfgang Neubert zum neuen Präsidenten des Landesportbundes Brandenburg wählen lassen. Auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat sich zum Landessporttag in der Mensa der Potsdamer Eliteschule „Friedrich Ludwig Jahn“ im Sportpark Luftschiffhafen angesagt. Der Landessporttag tritt alle vier Jahre zusammen und ist das oberste Organ des LSB. Neubert, Leiter der Lausitzer Sportschule, gilt als Wunschkandidat des nach acht Jahren aus dem Amt scheidenden LSB-Chefs Hans-Dietrich Fiebig. Alle Beteiligten sind an einem geordneten Übergang der Geschäfte interessiert. Und doch wird der LSB am Samstag vermutlich – um es in der Sportlersprache auszudrücken – in die Offensive gehen müssen. Denn er ist in den Fokus der Staatsanwaltschaft Potsdam gerückt. Der Verdacht lautet: Untreue und Subventionsbetrug. Zu diesem Zweck seien in der vergangenen Woche Büroräume des LSB durchsucht und Akten beschlagnahmt worden, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, Tom Köpping, am Donnerstag gegenüber der Lausitzer Rundschau. Die Ermittlungen drehen sich hauptsächlich um die Frage, ob die größte gesellschaftliche Organisation des Landes mit Fördergeld korrekt umgegangen ist oder nicht. Im LSB sind 315.000 Mitglieder in 2983 Vereinen organisiert. Nach Informationen der RUNDSCHAU hat der LSB in den Jahren 2006 und 2007 Zinserträge in Höhe von 110.000 Euro erwirtschaftet. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob für diese Zinserträge Zuwendungsgeld des Brandenburger Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport rechtswidrig angelegt worden ist. LSB-Geschäftsführer Andreas Gerlach bezeichnete am Donnerstag auf Nachfrage der RUNDSCHAU das kurzzeitige Anlegen von Zuwendungsgeldern als gängige Praxis. Sie werde angewendet, um einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen, falls die Gelder zwar schon an den Landessportbund ausgezahlt, aber noch nicht durch die Vereine abgerufen worden sind. Gerlach kündigte an, dass der LSB auch beim Landessporttag am Samstag in Potsdam offensiv mit diesem Thema umgehen werde. „Wir spielen mit offenen Karten. Die Zinserträge sind in jedem Jahr in unserem Haushaltsplan detailliert aufgeführt. Alle Mitglieder und auch der Zuwendungsgeber können also Einblick nehmen“, erklärte der LSB-Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr beispielsweise hatte der LSB mit Zinseinnahmen in einer Größenordnung von 75.000 Euro geplant. Aufgrund der sinkenden Zinsen wegen der Turbulenzen in der Weltwirtschaft kam man am Ende auf rund 45.000 Euro. Der LSB ist laut Gerlach „sehr interessiert an einer rechtlichen Klarstellung“, dass diese Praxis kein Subventionsbetrug sei. Die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich auch mit der Ausstattung des LSB mit fünf personengebundenen Dienstfahrzeugen. Zu prüfen sei, ob das mit der Struktur und Aufgabe des LSB vereinbar sei, so die Staatsanwaltschaft. LSB-Geschäftsführer Gerlach rechtfertigt die Praxis, die Fahrzeuge an Personen zu binden, mit günstigeren Konditionen auf dem Leasing-Markt. ---Der Beitrag wurde bereitgestellt von der "Lausitzer Rundschau" aus Cottbus---
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