zum Hauptinhalt

Brandenburg: „Recht zufrieden“ in der Platte

Umfrage: In Problem-Siedlungen kaum Unmut / Regionale Miet-Unterschiede

Stand:

Umfrage: In Problem-Siedlungen kaum Unmut / Regionale Miet-Unterschiede Potsdam – Brandenburgs DDR-Plattensiedlungen könnten, so eine Expertensorge, wegen das dramatischen Wegzugs ihrer Bewohner zu Geisterstädten werden. Um so überraschender ist das Ergebnis einer neuen repräsentativen, bislang unveröffentlichten Untersuchung im Auftrag des Potsdamer Bauministers Frank Szymanski (SPD), in der die Mietenentwicklung im Land und die Wohn-Zufriedenheit der Brandenburger untersucht wurde. Befragt wurden 2000 Märker, darunter 1000 Bewohner von Plattenbausiedlungen. Danach sind selbst in diesen problembehafteten „Stadtumbau-Siedlungen“ 30 Prozent Befragten mit ihrer Wohnqualität „zufrieden“ und weitere 39 Prozent „recht zufrieden". Die Wohnzufriedenheit in der „Platte“ ist damit kaum geringer als im gesamten Land: Denn laut Befragung sind 36 Prozent der Brandenburger, egal, ob sie im Altbau, im Einfamilienhaus oder in der „Platte“ leben, mit ihrer Wohnqualität „zufrieden“ und 37 Prozent „recht zufrieden:" Auch die Zahl der Unzufriedenen hält sich in und außerhalb der Stadtumbau-Quartiere mit 7 Prozent bzw. 8 Prozent etwa die Waage. Fazit: Wer heute in der „Platte“ wohnt, den stört offenbar wenig, dass die Leerstände rapide wachsen, weithin sichtbar an immer mehr „blinden“ Fenstern. In den Plattenbau-Quartieren sollen in den nächsten Jahren rund 50000 leer stehende Wohnungen abgerissen werden. Mit den eigenen vier Wänden scheinen die Brandenburger nach der Untersuchung überhaupt ganz glücklich zu sein: 81 Prozent Befragten finden ihre Wohnung „gut“ und „sehr gut“ – nur 34 Prozent waren das noch 1996. Die Experten führen dies auf die in den letzten Jahren spürbar verbesserte Ausstattung zurück. In Brandenburg kann man – auch das belegt die Untersuchung – etwa im Vergleich zu Berlin immer noch preiswert wohnen: Das Mietenniveau ist seit 2001 um lediglich 0,22 Cent je Quadratmeter auf den sehr moderaten Landesdurchschnitt von 4,22 Euro je Quadratmeter gestiegen. Dabei sind die Mieten, was niemanden überrascht, in den Plattensiedlungen mit rund 3,69 Euro je Quadratmeter am niedrigsten. Dagegen stiegen in alten Gründerzeithäusern, errichtet vor 1918, seit 2001 die Mieten im Landesdurchschnitt um 56 Cent je Quadratmeter. Allerdings ist der Miet-Durchschnitt von 4,01 Euro je Quadratmetern auch in den historischen Quartieren auch noch moderat. Am höchsten ist das Brandenburger Mietniveau in den nach 1990 im öffentlich geförderten oder freien Wohnungsbau errichteten Siedlungen – mit einer Durchschnittsmiete von 5,65 Euro je Quadratmeter. Auffällig sind deutliche regionale Unterschiede: Die höchsten Netto-Kaltmieten werden demnach in Wachstumskommunen des „Speckgürtels“ fällig – in Städten mit durchschnittlich rund 5,07 Euro je Quadratmeter, in Gemeinden sogar mit 5,19 Euro je Quadratmeter. Zum Vergleich: In Städten mit „negativer Dynamik“, was die Regel in den an Einwohnerverlusten leidenden berlinfernen Regionen ist, sind es nur 3,89 Euro je Quadratmeter. Sichtbar ist dieses Wohlstandsgefälle auch bei den großen Städten: In Potsdam, die einzige große Stadt Brandenburgs mit Einwohnerzuwachs, beträgt die durchschnittliche Netto-Kaltmiete 4,99 Euro, wobei sie in Ein- und Zweifamilien (5,24 Euro) und nach 1991 errichteten Mehrfamilienhäusern (5,26 Euro) sogar noch höher liegt. In Cottbus, Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel, wo die Bevölkerung abnimmt, liegt das Mietniveau mehr als 1 Euro geringer – bei 3,50 Euro je Quadratmeter. Für die Bewohner dort ein echter Vorteil, der sich in klingender Münze auszahlt: In diesen drei Städten werden nur 25 Prozent des Haushaltseinkommens für die Miete fällig, in Potsdam beträgt die Belastung dagegen 37 Prozent. Bleibt den Potsdamer Haushalten nach Abzug der Miete im Durchschnitt ein Resteinkommen von 1058 Euro, sind es in Frankfurt, Cottbus und Brandenburg immerhin 1337 Euro. In den boomenden Städten und Gemeinden des Speckgürtels verfügen die Mieter sogar über ein „Resteinkommen“ von 1515 Euro bis 1776 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })