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Brandenburg: „Rechte Umtriebe gibt es seit Jahren in Sachsenhausen“

Oranienburg - Der Druck auf den Fußballverein TuS Sachsenhausen nach mehreren Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund wächst. Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) warnte vor einem Imageschaden für die Stadt.

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Oranienburg - Der Druck auf den Fußballverein TuS Sachsenhausen nach mehreren Vorfällen mit rechtsextremem Hintergrund wächst. Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) warnte vor einem Imageschaden für die Stadt. Der öffentliche Bild Oranienburgs als tolerante und weltoffene Stadt, zu der Sachsenhausen als Ortsteil gehört, werde beschädigt. Ein Ex-TuS-Mitarbeiter sprach gegenüber den PNN von einem grundsätzlichen Problem des Vereins mit Rechtsextremisten. „Rechte Umtriebe gibt es seit Jahren in dem Verein, auch bei den alten Mitgliedern. Das war nicht der erste Vorfall“, sagte er. „Und die Vereinsspitze weiß das alles.“ Daher könne er den Beteuerungen des Vereins, es gebe kein Problem mit Rechten, kaum glauben. Immer habe es bei Spielen rassistische Pöbeleien gegeben. Bei einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Union Berlin im Jahr 2010 habe dies kurz vor Anpfiff fast sogar zu einer kurzfristigen Absage geführt.

Jetzt gab es wieder Vorfälle. Wie berichtet hatten Spieler der dritten TuS-Mannschaft und Fans bei einem Landespokalspiel gegen SV Babelsberg 03 am 8. Mai ein Banner mit Spruch „Gas geben Sachsenhausen“ entrollt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Volksverhetzung gegen mehrere Verdächtige. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wertet die Aktion als gezielte Provokation, weil sie am Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges stattfand und Bezug zum Konzentrationslager Sachsenhausen hatte, wo die Nazis von 1936 bis 1945 Zehntausende Menschen ermordet hatten – auch in einer Gaskammer. Selbst die Landesregierung registriert die Vorgänge wegen der historischen Brisanz aufmerksam.

Die Vereinsspitze hatte sich von der Banneraktion distanziert, wird das Problem aber nicht los. Der Trainer verschickte kürzlich zur neuen Spielsaison an die Lokalpresse ein altes Mannschaftsfoto, auf dem die Elf braune T-Shirts trägt. Ein Spieler hält ein Trikot mit der Rückennummer 18 hoch. Die Zahl ist in der Szene ein Code für Adolf Hitler. Laut Polizei wird gegen diesen Ex-Spieler, von dem die braunen Shirts als Sponsor kommen, wegen des „Gas geben“-Banners ermittelt, ebenso gegen weitere Personen, die teils auch auf dem Foto zu sehen sind. Die Vereinsspitze erklärte, vom Foto nichts gewusst zu haben, und bezeichnete das Verhalten des Trainers als „Dummheit“. Es gebe keine rechtsextremen Kicker mehr in der Elf.

Die Gedenkstättenstiftung dagegen geht von einer neuen gezielten Aktion aus. Susanne Springborn vom Landessportbund, die Vereine bei Problemen mit Rechten berät, sagte, die TuS-Führung nehme die Vorgänge ernst, sei aber auch überfordert gewesen. Bürgermeister Laesicke sagte, der Verein müsse erkennen, dass der Vorgang ein Skandal ist. Er sehe sich stattdessen aber selbst als Opfer und müsse aufpassen, sich nicht von den Rechten an der Nase herumführen zu lassen. „Der Verein muss sich jetzt deutlich abgrenzen und Farbe bekennen.“ axf

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