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Brandenburg: Rechtsextreme Brandanschläge aufgeklärt

Brandenburgs Polizei überführte Schüler-Clique / Abiturient war Rädelsführer

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Brandenburgs Polizei überführte Schüler-Clique / Abiturient war Rädelsführer Von Thorsten Metzner Potsdam - Die Brandenburger Polizei hat eine rechtsextreme Clique ausgehoben, die im Havelland eine Serie von Brandanschlägen gegen türkische und asiatische Imbisse verübt hat. Sieben Tatverdächtige konnten in den letzten Tagen festgenommen werden, teilte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) am Freitag in Potsdam mit. Nach seinen Worten gehen die Ermittlungsbehörden von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. Betroffen äußerte sich Schönbohm darüber, dass die festgenommen sieben Verdächtigen – im Alter von 16 und 20 Jahren – fast alle Schüler seien. „Wieso hat niemand etwas gemerkt, im Elternhaus, im Umfeld, in der Schule?“ Besonders brisant: Der Hauptbeschuldigte Christoph H., nach Erkenntnissen der Ermittler der Rädelsführer und Kopf der Clique, hat gerade Abitur gemacht. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei diverse rechtsextreme Materialien, Propaganda-Papiere, eine Schreckschusspistole, mehrere Luftdruckgewehre, Brandbeschleuniger, Uniformen mit Hakenkreuz sowie eine Reichskriegsflagge. Die Festgenommen sind nach Angaben von Oberstaatsanwalt Heinrich Junker „im Wesentlichen geständig.“ Sie sollen zwischen August 2003 und Mai 2004 in Nauen, Brieselang und Falkensee jeweils in den Nachtstunden und vermummt auf mehrere Asia- und Döner-Imbisse Brandanschläge verübt haben. Der schwerste Fall: Am 31.August 2003 war gegen 4.15 Uhr ein Brandsatz in einen Asia-Imbiss in Nauen geworfen worden – das Feuer breitete sich aus, so dass ein angrenzender Supermarkt völlig zerstört wurde. Der Schaden betrug nach Angaben Junkers 700000 Euro. Die Täter müssen, wenn sie rechtskräftig verurteilt sind, dafür aufkommen. Zusammen mit anderen Anschlägen geht die Polizei von einem Schaden in Höhe von 770000 Euro aus. Die Täter sollen aus „normalen“ Familien kommen. Zwei sind arbeitslos, sagte der Potsdamer Polizeipräsident Bruno Küppers. „Die anderen sind Schüler.“ Nur einer der Verdächtigen war bereits durch Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund aufgefallen. Er stand im Visier der so genannten TO-MEG-Einheit, die auffällige Rechtsextreme präventiv „betreut“. Offen ist bislang, ob die Clique weitere Straftaten begangen hat. Bislang gebe es zwar noch keine Hinweise, auch nicht auf Verbindungen zur NPD, sagte Küppers. „Doch die Ermittlungen stehen erst am Anfang.“ Geprüft werden soll auch, ob die Clique weitere Brandanschläge begangen haben könnte – etwa gegen die Trauerhalle des Jüdischen Friedhofes in Potsdam vor drei Jahren.Der Anschlag, der bundesweit für Aufsehen sorgte, ist bis heute nicht aufgeklärt.

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