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Mehr Gäste. Die meisten Hotels und Gaststätten in Brandenburg haben gute Umsätze gemacht. Sorgen bereitet den Unternehmen allerdings zunehmend der Nachwuchs.

© Bernd Wüstneck/dpa

Brandenburg: Rekordumsätze für Hotels und Gaststätten

Dehoga Brandenburg erwartet gutes Sommergeschäft. Höherer Mindestlohn abgelehnt

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Potsdam - Die rund 5500 Hotels und Gaststätten in Brandenburg haben in den vergangenen sechs Monaten einen Rekord beim Umsatz und den Übernachtungen erwirtschaftet. Wie der Branchenverband Dehoga Brandenburg am gestrigen Montag in Potsdam mitteilte, stiegen die Umsätze in der vergangenen Saison (Oktober 2015 bis März 2016) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent. In den ersten drei Monaten des Jahres besuchten knapp 800 000 Gäste die Mark, zwei Millionen Besucher übernachteten in den Hotels. Das entspricht einem Plus von rund zwölf Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2015. Die Zahlen stammen vom Landesamt für Statistik und einer Dehoga-Umfrage unter den Hoteliers und Gastronomen.

Jeder zweite Hotelbetrieb bewertet zudem die wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut (Vorjahr: 27,60 Prozent). Jedes dritte Hotel verzeichnete auch steigende Erträge. Die Zimmerauslastung lag bei rund 40 Prozent. Bei den Gaststätten, Bars und Cafés im Land sind 37,30 Prozent der befragten Unternehmen zufrieden mit ihren Umsätzen.

Auch für die laufende Sommersaison rechnet der Verband mit Rekordumsätzen. So würden rund 70 Prozent der Hoteliers für die kommenden Monate optimistisch sein, sagte Dehoga-Präsident Olaf Schöpe. Das liege unter anderem an der laufenden Fußball-EM, die das Geschäft beflügele. In der Gastronomie würden noch drei Prozent der befragten Betriebe mit einem schlechten Geschäft rechnen. Im Jahr zuvor waren es 23,5 Prozent.

Etwas getrübt ist die Stimmung aktuell durch den Brexit Großbritanniens aus der EU nach der Abstimmung in der vergangenen Woche und die unabsehbaren Folgen. Etwa 6000 Briten besuchten jährlich Brandenburg, sagte Schöpe. Vor allem aber in Bezug auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU habe man schon Angst, dass sich die Situation noch verschärfen könne. Dies würde dann auch die deutsche Branche treffen, in der viele EU-Ausländer arbeiten.

Sorgen bereitet den Hoteliers und Gastwirten Schöpe zufolge aber vor allem die Personalgewinnung. Der Fachkräftemangel sei hier schon angekommen. „Wir haben ein Problem, unseren eigenen Nachwuchs zu generieren“, sagte er. Auch gelinge es nicht mehr wie in den vergangenen Jahren, etwa in Polen Angestellte zum Wechsel nach Deutschland zu überreden. Auch dort gebe es mittlerweile zu wenige Arbeitskräfte, so Schöpe.

Eine Möglichkeit sind der Dehoga zufolge die Flüchtlinge, die seit dem vergangenen Herbst nach Deutschland gekommen sind. Schöpe verwies auf die Zusammenarbeit mit den Kammern, die Sprachkenntnisse der Geflüchteten zu verbessern, um sie fit für Job oder Ausbildung zu machen. Auch die „verstaubte“ Bürokratie mache den Unternehmern immer mehr zu schaffen, warnte Schöpe. So sei die gesetzliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden pro Tag „weltfremd“. Man könne nicht auf einer Familienfeier ab 3 Uhr das Personal austauschen.

Unterdessen warnte die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, Ingrid Hartges, vor einer Anhebung des Mindestlohns. Eine Kommission entscheidet heute, wie stark er Anfang 2017 steigen soll. „Es gibt keine Veranlassung, auch nur einen Cent über den Tarifindex hinauszugehen“, sagte Hartges. Nach diesem Index des Statistischen Bundesamts würde der Mindestlohn von 8,50 Euro auf mindestens 8,77 Euro steigen. Dieser habe aber die Kosten für die Branche in die Höhe getrieben und die Erträge gemindert.Stefan Engelbrecht (mit dpa)

Stefan Engelbrecht (mit dpa)

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