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Brandenburg: Rettung für die Nuthe-Nieplitz-Niederung Erstes ostdeutsches Naturschutzgroßprojekt erfolgreich abgeschlossen / Am Anfang stand eine Begegnung

Blankensee - Es war 1988 - an die Wiedervereinigung war noch gar nicht zu denken - als ein Ost-Förster und ein West-Biologe in Brandenburg die Basis für das erste Naturschutzgroßprojekt in den späteren neuen Ländern legten. Beide waren sich südlich von Berlin im Unterholz begegnet - Karl Decruppe aus West-Berlin hatte dort fotografiert, als er auf den Forstobermeister Manfred Kroop aus Stücken traf.

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Blankensee - Es war 1988 - an die Wiedervereinigung war noch gar nicht zu denken - als ein Ost-Förster und ein West-Biologe in Brandenburg die Basis für das erste Naturschutzgroßprojekt in den späteren neuen Ländern legten. Beide waren sich südlich von Berlin im Unterholz begegnet - Karl Decruppe aus West-Berlin hatte dort fotografiert, als er auf den Forstobermeister Manfred Kroop aus Stücken traf. Schon nach kurzer Zeit verband die beiden eine feste Freundschaft, die unter anderem auf der Liebe zur Nuthe-Nieplitz-Niederung fußte. Die markanten Höhenzüge mit ihren dichten Kiefernwäldern, Seen, Wiesen- und Luchgebieten hatten es den beiden Naturliebhabern angetan. Als die Wende kam, waren sich Kroop und Decruppe schnell einig: Das unberührte Gebiet im „toten Winkel“ West-Berlins, in dem viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten lebten, drohte regelrecht überrannt zu werden. Schließlich liegt die Nuthe-Nieplitz-Niederung gerade einmal 35 Autominuten vom Berliner Kudamm entfernt. Golfplätze, Gewerbegebiete, Einfamilienhäuser und Straßen sollten mitten in der Natur entstehen. Um dem entgegenzuwirken gründeten die Umweltaktivisten einen Landschaftsförderverein und kämpften fortan für die bundesweite Förderung des Gebietes. 1992 hatten sie schließlich Erfolg: Die Nuthe-Nieplitz-Niederung wurde zum ersten Naturschutzgroßprojekt in den neuen Ländern. 15 Millionen Euro flossen seither in das Gebiet. Damit konnten unter anderem Umweltsünden aus DDR-Zeiten beseitigt werden. So wurden Schöpfwerke von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften abgerissen, die ein zehn Quadratkilometer großes Niederungsmoor systematisch trocken gelegt hatten. Die Moore konnten sich renaturieren. Heute hält die Niederung nicht nur das Wasser in der Landschaft, sie sorgt auch für gute Luft in Berlin, denn das Gebiet wirkt wie eine Belüftungsschneise für die Metropole. Der Landschafts-Förderverein erwarb seit 1992 knapp 3000 Hektar Land, die Hälfte davon Äcker und Grünland, die von Landwirten in der Region naturschonend bewirtschaftet werden. Flächen, auf denen einst Ställe standen, wurden entsiegelt und renaturiert. Mehr als 16 Kilometer Hecken und Ufer wurden ge- beziehungsweise bepflanzt. Vier Streuobstwiesen entstanden neu. Kropp zufolge ist die Niederung in ihrer Einzigartigkeit heute in Mitteleuropa nur noch mit dem Nationalpark Donau-Auen bei Wien zu vergleichen. Ohne den Landschafts-Förderverein würde es die Nuthe-Nieplitz-Niederung so nicht geben, lobt auch Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD). Durch den Verein sei zudem der Weg zum Naturpark Nuthe-Nieplitz geebnet worden, der 1999 gegründet wurde. Den besten Blick über die Nuthe-Nieplitz-Niederung haben die Besucher von zwei neuen – vom Förderverein errichteten – Beobachtungstürmen bei Stangenhagen und Stücken. Von dort aus sind Tausende nordischer Gänse und Kraniche, Zwerg- und Singschwäne und sogar einige Silberreiher zu sehen. Fischadler, Bekassinen, Uferschnepfen, Ortolane und Kiebitze brüten in dem Gebiet, und sogar der äußerst seltene Schwarzstorch wurde schon gesichtet. Die Niederung wird von Flachwasserseen, Mooren, Wiesen und Kiefernwäldern geprägt. Größte Attraktion der Region ist eine mehrere Hektar große Wanderdüne im ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West. Sie ist eine der letzten Binnenflugsanddünen im gesamten Bundesgebiet.

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