Brandenburg: Rocker-Mord: Verdächtiger abgetaucht
Durchsuchungen bei Hells Angels in Berlin und Brandenburg. Mutmaßlicher Täter kommt aus Eberswalde
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Berlin/Eberswalde - Drei Monate nach dem Mord an einem Rocker in Berlin-Hohenschönhausen hat die Polizei einen möglichen Täter aus dem Land Brandenburg ermittelt. „Es gibt einen 30-jährigen Tatverdächtigen, der sich der Hells Angels-Untergruppe Nomads zugehörig fühlt“, bestätigte gestern ein Berliner Polizeisprecher. Bereits am Mittwoch habe die Polizei die Privatwohnung des Verdächtigen in Eberswalde (Barnim) und drei Häuser in Berlin durchsucht. Dabei stellte die Polizei diverse Beweismittel wie Laptops und Geschäftsunterlagen sicher. Die Tatwaffe fanden die Ermittler nicht. Unter anderem durchsuchten sie den Hells-Angels-Treffpunkt „Germanenhof“ in Berlin-Hohenschönhausen und einen Autohandelsplatz. Trotz der gefundenen Beweise blieb der Tatverdächtige aber vorerst auf freiem Fuß. Offenbar ist er inzwischen abgetaucht. „Wir wissen nicht, wo er ist“, bestätigte die Polizei.
Die Zugehörigkeit des Verdächtigen zur Rockergruppe der Nomads erhärtet den Verdacht, dass es sich um einen Racheakt aus dem Hells-Angels-Milieu gehandelt hat. Das Mordopfer soll die Rockergruppe schon vor längerer Zeit verlassen haben und zu den verfeindeten Bandidos übergelaufen sein. Die Polizei vermutete bereits kurz nach der Tat, dass sich die Rocker möglicherweise an ihrem abtrünnigen Mitglied rächen wollten.
Der 33-jährige Michael B. war Mitte August in der Nähe seiner Wohnung auf der Straße erschossen worden. Seither fahndet eine 30-köpfige Spezialeinheit mit dem Namen „Besondere Aufbauorganisation Hohenschönhausen“ nach seinen Mördern. Hunderte Hinweise sind eingegangen, rund 1000 überprüfte die Polizei, rund 600 Personen wurden in Berlin kontrolliert. Trotzdem hatten die Beamten bislang keine heiße Spur. Zwar war es ihnen gelungen, einen 38-jährigen Verdächtigen vor dem Clubhaus der „Brigade 81“ – einer Unterorganisation der Hells Angels – festzunehmen, doch der Mann musste wieder freigelassen werden. Die Untersuchungen der bei ihm gefundenen Pistole zeigten, dass es sich nicht um die Tatwaffe handelt. Zuletzt hatte die Polizei vor zwei Wochen mit speziellen Spürhunden die Spur des Fluchtfahrzeugs verfolgt. Dafür wurde der nördliche Berliner Autobahnring für mehrere Stunden gesperrt.
Die jetzt ins Visier geratenen Nomads gelten als der „schlagende Arm“ der Hells Angels und haben sich in der Vergangenheit in der Region massive Auseinandersetzungen mit den Bandidos geliefert. Im Juni, drei Wochen vor den Todesschüssen von Hohenschönhausen, hatten sich Rocker aus Berlin in Finowfurt bei Eberswalde fast umgebracht.
Die Polizei fand damals nach einem Überfall der den Bandidos nahestehenden Chicanos vier blutüberströmte Männer in einem Auto: Der Chef der Berliner Nomads hatte ein Messer im Rücken, sein Begleiter verlor ein Bein durch einen Axthieb. Vorangegangen war ein Überfall von Nomads-Anhängern auf das Chicano-Clubhaus in Ludwigsfelde. Die Banden kämpfen bundesweit um ihren Einfluss im Türsteher-, Drogen- und Rotlichtmilieu. jra/ha
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