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Brandenburg: Sauna auf Schienen

S- und U-Bahnen fahren ohne Klimaanlage. Auch die neuen Züge der BVG werden keine haben

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Berlin – Eine rollende Sauna – mit Ausblick – ist ja nicht das Schlechteste. Aber nur, wenn man freiwillig so richtig schön schwitzen will. Hunderttausende von Fahrgästen müssen es dagegen am heutigen Freitag ertragen, ob sie wollen oder nicht. Wenn es so heiß wird wie angekündigt, werden im Nahverkehr vor allem die Bahnen wieder zum Backofen. Während Busse und die modernen Straßenbahnen Klimaanlagen haben, fahren S- und U-Bahnen ohne. Erst neue S-Bahnen sollen in Zukunft etwas kühlen können, die BVG verzichtet dagegen auch bei ihrer neuen U-Bahn auf eine Klimaanlage.

Immerhin lassen sich in den Bahnen kleine Klappfenster öffnen, die im Abteil etwas Zug schaffen können, der ein wenig kühlt. Eine Selbstverständlichkeit ist das auch nicht. Die S-Bahn hatte in den 1990er Jahren ihre neuen Züge der Baureihe 481, von der sie immerhin 500 Doppelwagen angeschafft hat, noch komplett mit geschlossenen Fenstern bestellt. Als die ersten Bahnen ihren ersten Hitzeschock erhielten, waren sie vom Tagesspiegel als „Saunabahn“ bezeichnet worden. Die bereits gelieferten Züge mussten wegen der nicht mehr erträglichen Temperaturen gegen Mittag aus dem Betrieb genommen werden.

Auch jetzt brauchen sie, wie berichtet, gelegentlich eine Abkühlung und müssen deshalb vorübergehend aufs Abstellgleis, da die empfindliche Technik geschont werden muss. Die Konstrukteure wollten damals durch ein ausgeklügeltes Lüftungssystem im Sommer kühle und im Winter warme Luft in die Züge bringen. Weil dies nicht funktionierte, ließ die S-Bahn dann doch noch nachträglich Klappfenster einbauen.

Für die neue Fahrzeuggeneration hat der Senat den Einbau einer Klimaanlage vorgegeben, was die Fahrzeuge allerdings auch teurer macht. Während bei herkömmlichen Zügen – im Regional- und Fernverkehr sind alle neueren Fahrzeuge klimatisiert – die Anlagen auf dem Dach installiert werden können, fehlt bei der S-Bahn hierzu der Platz. Die Fahrzeuge dürfen nicht höher werden, weil sie dann nicht mehr durch den Nord- Süd-Tunnel passen würden. Auch einige Brücken wären ein Hindernis. Nach derzeitigem Stand werden die Decken in den Zügen teilweise niedriger, um so Platz schaffen zu können.

Wenn ein Wind weht, hilft es manchmal, trotz der Schwüle, auf dem Bahnhof alle Türen zu öffnen. S-Bahn-Fahrer haben dies in den vergangenen Tagen durchaus erfolgreich praktiziert. Allerdings sollte man auch von Klimaanlagen keine Wunder erwarten. Bei Bussen gilt, dass sie erst bei einer Außentemperatur von 24 Grad laufen und um zwei Grad abkühlen müssen. Klaus Kurpjuweit

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