Brandenburg: Schaffnerin betreut weiter Fahrgäste Sie hatte 16-Jährige nachts in die Kälte geschickt
Königs Wusterhausen - Die Bahn ist zerknirscht. Nachdem eine 16-Jährige in Brandenburg bei klirrender Kälte von einer Schaffnerin – intern „Kundenbetreuer im Nahverkehr“ genannt – aus dem Zug gewiesen worden war, weil die Jugendliche zu wenig Geld für den Fahrkartenkauf hatte, wollen Bahn-Vertreter an diesem Samstag mit der Mutter sprechen.
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Königs Wusterhausen - Die Bahn ist zerknirscht. Nachdem eine 16-Jährige in Brandenburg bei klirrender Kälte von einer Schaffnerin – intern „Kundenbetreuer im Nahverkehr“ genannt – aus dem Zug gewiesen worden war, weil die Jugendliche zu wenig Geld für den Fahrkartenkauf hatte, wollen Bahn-Vertreter an diesem Samstag mit der Mutter sprechen. „Wir wollen wiedergutmachen, was möglich ist“, sagte ein Sprecher. In welcher Form dies geplant ist, ließ er offen. Die Schaffnerin werde weiter als Kundenbetreuerin eingesetzt. Der Fahrgastverband Pro Bahn hielt eine Versetzung auf eine Stelle ohne Kundenkontakt für „zwingend notwendig“. Die Frau wird nun abgemahnt.
Die Frau, deren Alter der Sprecher mit „Mitte 50“ angab, sei erfahren und bedauere ihr Verhalten außerordentlich. Dass es Vorschriften gebe, Kinder und Jugendliche auf keinen Fall aus dem Zug zu weisen, sei ihr bekannt gewesen. Warum die Schaffnerin sich trotzdem nicht daran gehalten hat, sei auch für die Bahn nicht nachvollziehbar, sagte der Sprecher.
Unklar bleibt auch, warum die „Kundenbetreuerin“ nicht per Handy mit der Mutter der Jugendlichen gesprochen hatte. Für solche Fälle sollen die Mitarbeiter ihr mitgeführtes Diensthandy nutzen. Die Jugendliche hatte während der Auseinandersetzung mit der Schaffnerin selbst mit der Mutter telefoniert; deren Wunsch, mit der Schaffnerin zu reden, habe diese aber ignoriert.
Weil es 2008 mehrere ähnliche Fälle gegeben hatte, wurden die Schaffner nach Angaben der Bahn damals explizit auf die Vorschriften hingewiesen und zudem per SMS auf dem Diensthandy daran erinnert. Auch in Schulungen werde regelmäßig auf diese Vorschriften hingewiesen, sagte der Sprecher. Demnach sollen auch Betrunkene auf keinen Fall aus einem Zug gewiesen werden. Treffen Schaffner im Regionalverkehr auf Fahrgäste ohne Fahrkarte sind die Mitarbeiter fast immer in einer Zwickmühle. Das Nachlösen beim Schaffner im Zug ist in Berlin-Brandenburg grundsätzlich möglich. Wer es nicht geschafft hat, sich vor der Fahrt eine Fahrkarte zu kaufen, soll sich aber sofort nach dem Einsteigen beim Schaffner melden. Häufig drücken die Mitarbeiter aber auch ein Auge zu, wenn ein Fahrgast erst bei der Kontrolle erklärt, er benötige noch eine Fahrkarte. Die Schaffner müssen entscheiden, ob sie einen notorischen Schwarzfahrer vor sich haben. In vielen Bundesländern ist ein Nachlösen im Zug nicht möglich. Wer dort ohne Fahrschein erwischt wird, gilt dann als Schwarzfahrer. Klaus Kurpjuweit
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