Brandenburg: Schloss: Druck vom Bund Nach Baukostensteigerung sollen Spender schneller feste Zusagen über ihren Anteil machen
Berlin - Bisher gab sich der Bundesbauminister generös. Nach der Sitzung des Haushaltsausschusses ist es damit aber erst einmal vorbei.
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Berlin - Bisher gab sich der Bundesbauminister generös. Nach der Sitzung des Haushaltsausschusses ist es damit aber erst einmal vorbei. Nachdem die Baukosten für den Humboldt-Forum genannten Nachbau des Stadtschlosses deutlich höher ausfallen als zunächst angenommen, erhöht sich auch der Druck auf die Spendenbereitschaft der Berliner Schloss-Freunde.
Bisher erklärte Wolfgang Tiefensee (SPD), dass der Bund die historischen Fassaden vorfinanzieren werde, sollten die rund 80 Millionen Euro, die dafür nötig sind, nicht durch Spenden zusammenkommen. Aber nicht erst durch den Haushaltsausschuss deutet sich ein Kurswechsel an, sondern auch durch ein Interview, in dem Tiefensees Staatssekretär Engelbert Lütke-Daldrup sinngemäß sagte, der anstehende Architektenwettbewerb werde eine Vielzahl von Varianten des Humboldt-Forums bringen, historische wie weniger historische. Auch so erhöhte sich der Druck auf die Spender.
Die Botschaft ist bei Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Vereins Berliner Schloss, angekommen. Aber er gibt sich betont gelassen: „Was unseren Beitrag angeht, bin ich sehr zuversichtlich.“ Die Kritik der Parlamentarier ficht ihn nicht an. Auf dem Konto des Vereins sind erst sieben Millionen Euro an Spenden angekommen, weitere feste Zusagen in derselben Höhe seien aber gemacht worden.
„Das Gros der Spenden wird erst kommen, wenn das Humboldt-Forum in Bau ist“, sagt Boddien. Das habe die Dresdner Frauenkirche gezeigt. Von Boddien geht fest davon aus, dass es beim bisherigen Zeitplan zum Wiederaufbau des Schlosses bleibt.
Heidrun Bluhm, baupolitische Sprecherin der Linkspartei im Bundestag, glaubt das nicht: „Wenn der Verein jetzt bei dieser Summe herumdümpelt, wird er auch 2013 keine 80 Millionen zusammenhaben.“ Spätestens zu diesem Zeitpunkt müsste von Boddien den Betrag für die Fassade überweisen. Wie Bluhm zweifelten am Mittwoch offenbar auch Abgeordnete der Koalitionsfraktionen im Bund, ob Boddien seine Zusagen werde einhalten können.
Unabhängig von den neuen Entwicklungen bereitet das Bauministerium den Architektenwettbewerb auf der Grundlage des Bundestagsbeschlusses zum Schloss vor. Im November 2003 entschied sich das Parlament für den Wiederaufbau unter Berücksichtigung der historischen Fassaden. Ob damit auch die originalgetreue Rekonstruktion gemeint ist, wie sie in den Simulationen der Schloss-Freunde zu sehen ist, oder eine weitgehende historisierende, aber abgespeckte Fassung, die sich nicht detailgetreu am Original orientiert, lässt diese Formulierung offen. Bisher war geplant, den Architektenwettbewerb noch in diesem Jahr zu starten. Das Preisrichtergremium sollte in einem Jahr entscheiden.
Auch wenn das Ministerium den Ball flach halten will, ist die Aufregung da. Das Humboldt-Forum soll die Größe des 1950 gesprengten Stadtschlosses haben. Die Baukosten hat das Bauministerium bisher auf 480 Millionen Euro geschätzt, von denen der Bund 442 Millionen und Berlin 32 Millionen Euro trägt. Die Bausumme war aber auch schon deutlich höher geschätzt worden. Unter Manfred Stolpe sollte der Wiederaufbau fast 800 Millionen Euro kosten. Matthias Oloew
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