Brandenburg: Schloss-Innenhof wird deutlich kleiner
Streit um Landtagsneubau kommt auf Tagesordnung des nächsten Koalitionsausschusses
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Potsdam - Der Streit um die Gestaltung des Landtagsneubaus nach dem Vorbild des früheren Stadtschlosses geht innerhalb der großen Koalition weiter. Finanzminister Rainer Speer (SPD) wies am Donnerstag die Kritik der neuen CDU-Fraktionsvorsitzenden Saskia Funck zurück. Funck hatte in dieser Woche gesagt: „Es wird schlichtweg nur noch die Hälfte des Innenhofes da sein.“ Diese Behauptung sei eindeutig falsch, betonte der Sprecher des Ministeriums, Ingo Decker.
Nach dpa-Berechnungen auf Grundlage der Zahlen des Ministeriums würde der ursprünglich knapp 6000 Quadratmeter große Innenhof bis zu 1500 Quadratmeter kleiner werden. So war der Innenhof Decker zufolge früher etwa 90 Meter lang 67 Meter breit. Nun würden die beiden Flügel je vier Meter und der südliche Hauptbau 15 Meter weiter als zuvor in den Hof ragen. „Das beansprucht aber deutlich weniger als die Hälfte des Innenhofes“, betonte der Sprecher.
Nach Angaben von Joachim Kuke vom Verein Potsdamer Stadtschloss war der Haupttrakt rund 15 Meter tief, die Flügel etwa 11 Meter. Die Tiefe des Haupttraktes würde sich demnach verdoppeln. Mehr Grundfläche sei unumgänglich, erläuterte Decker. Der Südbau müsse den Plenarsaal, Restaurants und Fraktionsräume aufnehmen. Außerdem müssten die Büros für rund 150 Abgeordnete untergebracht werden – nämlich für den Fall einer Länderfusion von Berlin und Brandenburg.
Funck sagte, es sei aus ihrer Sicht nicht nötig, die Berliner Abgeordneten einzuplanen. „Ich glaube zwar an eine Fusion.“ Das werde aber noch einige Jahre dauern. Wenn es dann soweit sei, könne man ein zusätzliches Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft errichten, etwa nach dem Vorbild des 1945 im Zweiten Weltkrieg zerstörten Palais Barberini. Das Stadtschloss war 1945 ausgebrannt und 1959/60 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt worden.
Funck versicherte, sie werde keine parlamentarischen Initiativen starten, um die Gestaltung des Landtagsneubaus zu beeinflussen. „Man muss auch parlamentarische Mehrheiten respektieren.“ Sie hoffe aber, dass im Dialog-Verfahren mit den Konsortien noch eine Veränderung erreicht werden könne. Die Vorsitzende der Linksfraktion, Kerstin Kaiser, ermutigte Funck, die Aufhebung der Landtagsbeschlüsse zu beantragen und so ein transparentes Verfahren zu ermöglichen. Die Jury für den Neubau hatte Mitte des Monats einen grundsätzlichen Beschluss zum Neubau mit historischen Fassaden gefasst. Die endgültige Entscheidung soll im Sommer fallen. Bis dahin sind die Entwürfe geheim.
Funck sagte, das Projekt sei eine einmalige Chance für Potsdam. Allerdings könne man das Vorbild des Knobelsdorff-Schlosses nicht beliebig verändern. Diese Position unterstützte auch der Architektur-Kritiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Dieter Bartetzko. Er sprach von einer entstellenden Verzerrung durch die „Verdickung“ des Haupttrakts und der Flügel. Der perfekt proportionierte Innenhof würde zu einem „gedrängten Rechteck“.
Speer will Funcks Einwände auf die Tagesordnung des nächsten Koalitionsausschusses von SPD und CDU setzen. Die CDU müsse erklären, ob sie zu den Landtagsbeschlüssen stehe, sagte Decker. Die Meinung Funcks sei zwar nicht neu. Allerdings sei sie seit einigen Tagen CDU- Fraktionschefin.
Funck sagte: „Ich verstehe die Aufregung von Herrn Speer nicht, wenn Frau Funck eine persönliche Meinung hat.“ Matthias Benirschke
Matthias Benirschke
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