Brandenburg: Schluss mit schmutzig
Claus-Dieter Steyer
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Die weltweite Klimadebatte kommt für ein kleines Brandenburger Dorf mindestens zwei Jahre zu spät. Um die Sprengung aller Häuser, der Kirche, der beiden Kneipen und des Kulturzentrums in diesem einst als schönsten Ort der Lausitz gepriesenen Ort zu verhindern, fehlten die letzten Argumente. Horno an der Neiße, unweit der Grenze zu Polen gelegen, wurde wie Dutzende andere Ortschaften für die Braunkohle geopfert. Vor eineinhalb Jahren verließen die beiden letzten der einst 300 Bewohner für immer ihre Heimat. Vergeblich hatten sie auf Hilfe von allen nur denkbaren juristischen Instanzen gehofft. Doch selbst der Europäische Gerichtshof sah nur die wirtschaftlichen Interessen des Energiekonzerns. Heute würde die Entscheidung eventuell anders ausfallen.
Die Verbrennung von Braunkohle ist weltweit als einer der größten Klimakiller ausgemacht worden. Kraftwerke dieser Art pusten bedeutend mehr Kohlendioxid in die Luft als Steinkohle- oder Gaskraftwerke. Kernkraftwerke schneiden in dieser Bilanz zwar am Besten ab, doch sind die Sicherheitsrisiken immer noch viel zu hoch und die Fragen der Endlagerung des über hunderttausende Jahre strahlenden Atommülls ungeklärt.
Doch in der Braunkohle kann nicht die Zukunft liegen, schon gar nicht die von Brandenburg. Neben der immer schon fragwürdigen Abbaggerung ganzer Ortschaften und gewachsener natürlicher Kreisläufe darf einfach nicht mehr Kohlendioxid in solch riesigen Mengen wie bisher aus den Kraftwerken Jänschwalde und Schwarze Pumpe in die Luft gelangen. Es mutet doch geradezu schizophren an, wenn wir über den Ersatz von Glühbirnen durch Energiesparlampen, über ein Tempolimit oder gar über den angeblich zu hohen Stromverbrauch bei der Zubereitung von Rindfleisch diskutieren, während Kohlekraftwerke die Brandenburger zu den größten Klimasündern Deutschlands machen. Fast 24 Tonnen Kohlendioxid werden jährlich pro Kopf in Brandenburg produziert, der deutsche Durchschnitt liegt bei zehn Tonnen. Die USA oder China, auf die Sonntagsredner so gern mit dem Finger zeigen, liegen weit unter den Brandenburger Werten.
Ein völliger Verzicht auf die Braunkohle kann vielleicht nicht so schnell gehen, wie es Brandenburgs Grüne am Wochenende verlangten. Das Jahr 2030 ist kaum zu schaffen. Aber wenn es die Brandenburger Landesregierung wirklich ernst mit dem Klimaschutz meint, muss sie noch mehr in die regenerativen Energiequellen Wind, Sonne und Biomasse investieren. Schon jetzt könnten die allerorts stehenden Windräder fast ein Drittel des Strombedarfs decken. Der größte Teil des Stroms aus den südbrandenburgischen Kohlekraftwerken wird ohnehin in andere Regionen geliefert. Täglich gehen wertvolle Brandenburger Landschaften durch riesige Bagger verloren, als nächstes die Lakomaer Teiche bei Cottbus. Schon die Bewohner von Horno brachten ein viel zu großes Opfer.
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