Von Johann Legner: Schmales Breitband, lahmes Netz Probleme bei Projekt gegen Internet-Misere
Potsdam - In wenigen Wochen soll es in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) starten – das Pilotprojekt einer großflächigen Versorgung mit Internet-Zugang über Rundfunkfrequenzen. Es ist die bundesweit bislang einmalige Vorzeigemaßnahme dieser Art und die Landesregierung Brandenburg wird es entsprechend feiern.
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Potsdam - In wenigen Wochen soll es in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) starten – das Pilotprojekt einer großflächigen Versorgung mit Internet-Zugang über Rundfunkfrequenzen. Es ist die bundesweit bislang einmalige Vorzeigemaßnahme dieser Art und die Landesregierung Brandenburg wird es entsprechend feiern. Für eine spürbare Verbesserung der Internet-Zugänge in Brandenburg allerdings bringt es auf absehbare Zeit wohl wenig. Dabei hat auch nach Aussage des Wirtschaftsministeriums die Bereitstellung von leistungsfähigen Netzzugängen hohe Priorität. Denn für viele Firmen und auch für Einzelunternehmer sind sie inzwischen unabdingbare Voraussetzung des wirtschaftlichen Überlebens – allerdings in vielen Regionen Brandenburgs nicht verfügbar. Aber außer Absichtserklärungen ist konkret noch wenig passiert. Bis Ende des Jahres soll jetzt ein Konzept verabschiedet werden, das eine Förderung vorsieht.
Das Projekt in Wittstock ist insbesondere wegen der relativ großen Reichweite der dabei betriebenen Sende- und Empfangsstationen von Interesse. Denn mit einem Masten könnten Kunden im Umkreis von wenigstens 30 Kilometern versorgt werden. Es hätte bereits im Sommer beginnen sollen. Jetzt ist Anfang Dezember vorgesehen. Aber auch dieser Termin ist noch nicht ganz sicher. Denn nachdem die Landesmedienanstalt das Vorhaben ausgeschrieben und der Telekom-Tochter T-Mobile den Zuschlag erhalten hatte, gab es Probleme mit dem für die Endgeräte vorgesehenen Ausrüster. Ursprünglich war die französische Alcatel-Lucent vorgesehen. Die hatte vor, Geräte zu entwickeln, die insbesondere für den indischen Markt bestimmt sein sollten, stoppte dann aber das Vorhaben. Inzwischen ist die englische Firma Nextwave mit der Bereitstellung beauftragt worden.
Der Ausrüsterwechsel verdeutlicht nach Expertenansicht die Schwierigkeiten, in absehbarer Zeit mit dieser Technologie die unterversorgten Gebiete zu erreichen. Dies werde im allergünstigsten Falle wohl erst im übernächsten Jahr möglich sein, hieß es in Potsdam.
Die Medienanstalt hatte im Übrigen die Sache in die Hand genommen, weil sie eine gravierende Benachteiligung von Fernsehkonsumenten ohne Internetzugang erkannt hatte. Denn inzwischen werden insbesondere von jungen Menschen viele TV-Programme über das Internet angesteuert. Voraussetzung dafür ist allerdings eine leistungsfähige Verbindung.
Brandenburg hat sich von dem Projekt der Landesmedienanstalt einiges versprochen und die Landesregierung ist ansonsten mit Initiativen zur Verbesserung des Internet-Zugangs bislang eher zögerlich. Ein Programm, das auch mit Hilfe von Mitteln der EU die Nachfrage bündeln soll, ist noch in der Ressortabstimmung. Ob damit dann die Telekommunikationsunternehmen bewegt werden können, ist allerdings fraglich. Andere, wesentlich dichter besiedelte Bundesländer haben bereits solche Programme gestartet – und auch nur in begrenztem Umfang Erfolg damit. Denn die für einen schnellen Internetzugang notwendigen Investitionen sind nur bei hinreichenden Einnahmen rentabel. Der Ausbau des Leitungsnetzes stößt damit an Grenzen im ländlichen Raum. Dabei besteht Bedarf: Auf der von den Wirtschaftskammern des Landes betriebenen Internetseite sind derzeit über 5500 nicht versorgten Standorte registriert.
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