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Brandenburg: Schönbohm schlichtet im Streit um Garnisonkirche Versöhnliche Töne am Rande der Ausstellung über Wiederaufbau

Potsdam. In den Streit um den Wiederaufbau des Turms der Hof- und Garnisonkirche in Potsdam kommt offenbar Bewegung.

Potsdam. In den Streit um den Wiederaufbau des Turms der Hof- und Garnisonkirche in Potsdam kommt offenbar Bewegung. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), Schirmherr für den Wiederaufbau des Turms der barocken Kirche, zeigte sich gestern optimistisch: Man stehe an einem Scheidepunkt. Entweder komme es bald zur Einigung, oder man könne das Thema Wiederaufbau für die nächsten zehn Jahre zu den Akten legen. Dies aber wolle er nicht, deshalb führe er jetzt Gespräche mit verschiedenen Beteiligten.

Zum Stillstand bei dem geplanten Wiederaufbau war es gekommen, nachdem sich die Evangelische Kirche mit der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel über die Frage der künftigen Nutzung des Gotteshauses zerstritten hatte. Die Traditionsgemeinschaft hatte zuvor knapp sieben Millionen Euro für den Wiederaufbau des Turms gesammelt. Doch der Vorsitzende des Vereins, Max Klaar, lehnt das von der Kirche in dem Turm geplante Versöhnungszentrum strikt ab. Klaars Standpunkt: „Die Kirche soll Kirche bleiben.“ Im Mai forderte er außerdem, dass im wiederaufgebauten Potsdamer Wahrzeichen kein Asyl geboten, keine feministische Theologie gelehrt, kein Segen für gleichgeschlechtliche Paare erteilt werden und auch keine Beratung für Kriegsdienstverweigerer stattfinden dürfe. Das war selbst dem TV-Moderator Günther Jauch zu viel, der sich sonst in dem Streit zurückhält: Auf diese Bedingungen dürfe die Kirche nicht eingehen. Superintendent Bertram Althausen bekräftigte, dass sich die Kirche keine Nutzungsvorschriften machen lasse – auch nicht von dem Spender von sieben Millionen Euro. Seitdem herrschte Eiszeit zwischen Traditionsgemeinschaft und Kirche. Gespräche wurden abgesagt, seit November kam man nicht mehr zusammen.

Doch gestern, beim Besuch Schönbohms in der Ausstellung der Kirche über den geplanten Wiederaufbau, waren versöhnliche Worte zu hören: Der Potsdamer Pfarrer Martin Vogel sagte, es sei nie geplant gewesen, die Garnisonkirche zu einem Zentrum für Schwule oder Wehrdienstverweigerer zu machen, sie solle für alle Potsdamer da sein. Man wolle auch kein säkularisiertes Friedenszentrum. Es würden Scheingefechte geführt, sagte Vogel. Auch in der Ausstellung werde keine Stimmung gegen die Traditionsgemeinschaft gemacht.

Der Pfarrer wertete Schönbohms Besuch als Signal, dass es wieder Bewegung gebe – und entschuldigte sich dafür, dass der Minister als Schirmherr zur Ausstellungseröffnung keine Einladung erhalten hatte. Dies hatte im Mai zu einem zusätzlichen Eklat geführt.

Michael Mara

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