Nach Auflösung der rechtsextremen Fan-Gruppe "Inferno Cottbus": Schröter: "Jetzt hat man auch im Verein erkannt, dass es dort ein Problem gibt"
Wie sollen Fußballvereine mit Rechtsextremisten unter den Fans umgehen? Der 1. FC Cottbus hat das Thema nach Einschätzung von Brandenburgs Innenminister Schröter zu lange verdrängt.
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Potsdam - Der wegen Ausschreitungen rechtsextremer Fußballfans in die Kritik geratene 1. FC Cottbus stellt sich nach den Worten von Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) inzwischen dem Problem. Die Polizeidirektion Süd habe sich lange darum bemüht. "Jetzt hat man auch im Verein erkannt, dass es dort ein Problem gibt", sagte Schröter am Donnerstag im Innenausschuss des Potsdamer Landtags.
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Ende April hatte es bei einem Spiel des Clubs in Potsdam schwere Ausschreitungen gegeben, bei denen auch der sogenannte Hitlergruß gezeigt wurde. Weil Pyrotechnik gezündet wurde, musste das Spiel zwei Mal unterbrochen werden. Laut Schröter wurden 19 Strafanzeigen aufgenommen, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. Darunter seien auch zwei Anzeigen wegen Zeigens des "Hitlergrußes", die sich gegen eine nicht genannte Zahl von Tatverdächtigen richteten.
"Inferno Cottbus" will sich auflösen
Die vom Verfassungsschutz beobachtete rechtsextreme Fan-Gruppierung "Inferno Cottbus" hatte in dieser Woche bekannt gegeben, sich aufzulösen. Der CDU-Abgeordnete Sven Petke meinte dazu im Ausschuss allerdings, die Gruppe habe vermutlich nur ihre Facebook-Seite abgeschaltet. Auch das Innenministerium hatte zuvor bereits erklärt, es gehe nicht davon aus, dass sich das Problem damit erledigt habe.
Schröter sagte weiter, der Polizeieinsatz während des Spiels sei nicht zu beanstanden. Der Einsatz von rund 400 Beamten sei angemessen gewesen.
Tod einer ägyptischen Studentin in Cottbus - die Ermittlungen dauern an
Schröter berichtete auch über die Ermittlungen wegen der in Cottbus bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzten Studentin aus Ägypten. Die 22-Jährige war kürzlich vom Wagen eines 20-jährigen angefahren worden. Nach Hinweisen auf fremdenfeindliche Äußerungen unter anderem des Beifahrers des 20-Jährigen kurz nach dem Unfall sei sofort eine Strafanzeige aufgenommen worden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern noch an.
In einem Fachgespräch mit Experten hatte sich der Innenausschuss am Vormittag mit einer möglichen Ausweitung der Videoüberwachung beschäftigt. Dabei ging es unter anderem um die sogenannten Bodycams, die Polizisten bei Einsätzen tragen könnten.
Polizeigewerkschaften befürworten Körperkameras
Brandenburgs Datenschutzbeauftragte Dagmar Hartge sagte, für den Einsatz von Bodycams sei eine gesetzliche Regelung notwendig. Es gebe bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen, inwieweit diese Technik zur Abschreckung beitrage. Der Einsatz von Bodycams allein zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls sei ihrer Ansicht nach unzulässig. Sie verwies auf die USA, wo die Kameras eingesetzt würden, um Übergriffe von Polizisten zu verhindern. Dies habe Untersuchungen zufolge funktioniert. Vertreter der Polizeigewerkschaften befürworteten die Bodycams, die unter anderem potenzielle Täter vor Übergriffen auf Beamte abschrecken sollen.
Schröter hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, er wolle Polizisten zur Eigensicherung mit Körperkameras ausrüsten. Nach dem Terroranschlag an der Berliner Gedächtniskirche kurz vor Weihnachten war nochmals über eine Ausweitung der Videotechnik diskutiert worden. (dpa)
Rochus Görgen
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