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Brandenburg: Schule und Ausbildung hinter Gittern

Neues Gefängnis für junge Straftäter in Wriezen setzt auf Beschäftigung und Resozialisierung

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Neues Gefängnis für junge Straftäter in Wriezen setzt auf Beschäftigung und Resozialisierung Wriezen - Auf den ersten Blick unterscheidet den langen Flur nichts von einem herkömmlichen Schulkorridor. Rechts und links gehen Türen zu Klassenräumen, Lehrerzimmer, Computerkabinett und Toiletten ab. Wer jedoch genauer hinschaut, entdeckt an den Fenstern stabile Gitter. Auch die Türen sind schwer und gesichert. Doch das sind in dem Gebäude der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wriezen schon die einzigen, sichtbaren Hinweise darauf, dass es sich um ein Gefängnis handelt. Ansonsten wirkt das „Ausbildungszentrum hinter Gittern“ hell und freundlich. Die Schulbänke sind nicht mit Kritzeleien beschmiert, die Tafeln sind sauber und einsatzbereit. Kein Wunder - ist der Gebäudekomplex doch ein kompletter Neubau. 26 Millionen Euro investierte das Land Brandenburg, weitere knapp fünf Millionen Euro stehen für den weiteren Ausbau inklusive Sportplatz und -halle bereit. In der JVA Wriezen verbüßen junge männliche Strafgefangene im Alter zwischen 14 und 24 Jahren ihre Strafe - derzeit 97 im geschlossenen und 14 im offenen Vollzug. In einem Jugendgefängnis stehe der Erziehungsgedanke und die Resozialisierung im Vordergrund, betont Justizministerin Barbara Richstein (CDU) am Donnerstag bei einem ersten Rundgang im gerade eröffneten Neubau. So wie sie stellt auch Finanzministerin Dagmar Ziegler (SPD) einen „himmelweiten Unterschied“ zu den Verhältnissen in der alten JVA auf dem benachbarten Gelände fest. Der unansehnliche Plattenbau-Komplex stammt noch aus DDR-Zeiten. Er war ursprünglich eine Schule und wurde nur notdürftig für die Unterbringung junger Gefangener aufgerüstet. Die neuen zweigeschossigen Gebäude mit Wellblechverkleidung drängen sich um einen wohlgestalteten Innenhof, das so genannte Hafthaus mit den Einzelzellen für die Gefangenen ist äußerlich nicht von den anderen Bauten zu unterscheiden. Die jungen Straftäter, verurteilt wegen Diebstahls, Unterschlagung und in vielen Fällen aufgrund von Gewaltdelikten, leben in Wohngruppen zusammen. Jeder hat seine eigene Zelle. „Luxus ist das jedenfalls nicht, alles wirkt eher spartanisch“, stellt Ministerin Ziegler fest und schaut sich prüfend in einem der engen, vergitterten Räume um: Bett, Tisch und Stuhl, Schrank, dazu Waschbecken und Toilette in einer abgetrennten Nische. „Hier im oberen Geschoss machen wir die theoretische Ausbildung“, erklärt Anstaltsleiter Wolf-Dieter Voigt. Im Erdgeschoss sind die Werkräume für die Praxis in den Gewerken Maler/Lackierer, Bau und Holz. Ab 2006 steht auch ein Gewächshaus für die Lehre im Garten- und Landschaftsbau zur Verfügung. Voigts Ziel: Jedem Insassen eine Beschäftigung zu ermöglichen – ob nun Schulunterricht in den Klassenstufen 7 bis 10, Berufsvorbereitung oder eben eine „echte“ Ausbildung und Arbeit. Sind die insgesamt 150 Haftplätze komplett belegt, wird es für Voigt jedoch schwierig, diesem Anspruch gerecht zu werden. „Wir hätten gern noch mehr Kapazitäten“, bestätigt auch Richstein. Der JVA-Leiter ist bereits in Verhandlungen mit freien Trägern, will Ausbildungsmöglichkeiten als Gebäudereiniger vor allem für seine Schützlinge im offenen Vollzug anschieben. „Die können sich dann auch in der Stadt Wriezen nützlich machen“, hofft Voigt.

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